Übergabe

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schokoflocke Avatar

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" Aber Xiafeis Gesicht verriet ihn, und mir begann zu dämmern, dass es zwei Fabriken gab . die eine, die ich zu sehen glaubte, und die andere, die hinter meinem Rücken existierte. "

Auf Wunsch des Vaters soll der 26-jährige Alex ein Teilhaber in der großen Schuhfabrik der Familie in Südchina werden. Die Übergabe soll eigentlich aus juristischen und finanziellen Gründen stattfinden, Alex fasst sie aber anfangs als Anerkennung und Vertrauensbeweis. Er hat große Pläne für eine neue Kollektion, alles soll frisch und modern werden...Schon bald muss er aber feststellen, dass sein Vater gar nicht bereit ist, die Entscheidungskraft zu abgeben und er will auch keine neuen Ideen, alles soll so bleiben wie es ist, schliesslich funktioniert die Fabrik so schon seit über 20 Jahren. Als Alex viel Zeit mit der Arbeiterin Ivy verbringt lernt er China von bis jetzt unbekannten und unschönen Seite kennen und erkennt , dass seine Fabrik noch ganz anderes als neue Kollektion braucht.
In diesem Buch prallen sehr viele Welten auf einander. Als amerikanischer Jude repräsentiert Alex zwei Kulturen und es ist nicht immer leicht das Moderne mit der schweren Bürde seines Volkes zu vereinbaren. In China trifft er auf noch andere, fremde Welt , die er ( im Gegensatz zu seinem Vater ) verstehen möchte. Dank Ivy lernt er aber nicht nur die chinesische Tradition und Geschichte, er merkt aber auch, dass hier Profit und Erfolg mehr wert sind als Menschen und das die westliche Welt diese Umstände noch unterschtützen, oder davon profitieren.
Das Thema ist natürlich nicht neu, wir wissen doch alle wie das in China läuft, aber es ist auch etwas was man schnell vergisst, schliesslich passiert auf der Welt immer was... Deswegen finde ich sehr wichtig, dass der Autor sich dieser Thematik gewidmet hat und nicht nur das Leben der chinesischen Arbeiter beschreibt, sondern auch zeigt, dass wir mit unseren Vorlieben für Schnepchen und Angebote an der Situation nicht ganz unschuldig sind. Das Bild von China mit den vielen Problemen fand ich sehr interessant und auch das Bisschen von den Traditionen fand ich gut. Ich hatte nur manchmal das Gefühl, dass der Autor zu viel vermitteln wollte und am Ende nur bisschen vor allem angesprochen hat. So gerne ich das Buch gelesen habe, hat mit doch was gefehlt, bisschen mehr Aussagekraft hätte mir gefallen. Die gute Idee ist nicht ganz ausgereift und viel Potential blieb auf der Strecke, man merkt schon, dass es ein Debüt ist, mit mehr Erfahrung hätte man wahrscheinlich auch mehr Tiefgründigkeit rausgeholt. Aber auch wenn ich nicht ganz von dem Buch überzeugt bin, finde ich es trotzdem sehr lesenswert, weil es zum nachdenken bringt und ein sehr wichtiges Thema anspricht.