Unterdrückung im 21. Jahrhundert

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sonnenblumenkind70 Avatar

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Eine jüdische Familie – Vater und Sohn – zogen von Boston in den USA nach China, um dort ihre familiäre Tradition Schuhmacher fortzusetzen. Vater Fedor baute in den letzten Jahren in der chinesischen Stadt Foshan eine Schuhfabrik auf, die die Produktion durch Wander- und Arbeitsmigranten bewerkstelligen. Alex soll in die Fußstapfen des Vaters treten, und die Schuhmarken weiterhin ins Ausland verkaufen. Als Alex die Arbeiterin Ivy kennen- und lieben lernt, lernt er auch deren politische Ambitionen kennen. Die chinesischen Arbeiter und Arbeiterinnen möchten nicht weiterhin am Rande der Gesellschaft stehen. Auf der anderen Seite steht die chinesische Regierung, die mit den Schuhfabrikbesitzern die Arbeiterschaft gängeln wollen, und somit gegen jeden Protest untermauern wollen. Alex versteht die Perspektive der Arbeiter und Arbeiterinnen, und möchte selbst unter eigener Führung der Fabrik Änderungen vornehmen. Wird es Alex gelingen, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen unter den strengen Augen der chinesischen Regierung?
Spencer Wise – selbst Sohn einer Auswandererfamilie und Sohn eines Schuhmachers - erzählt die Geschichte über Moderne, Tradition, Luxus und Armut. Auf der einen Seite stehen Vater Fedor und sein Sohn Alex als Arbeitgeber mit der Partei und Regierung Chinas, und auf der anderen Seite die Arbeiter und Arbeiterinnen sowie eine kleine politische Gruppe, die eine arbeitsrechtliche und menschenwürdige Revolution anstreben. Gleichzeitig entwickelt sich ein Generationenkonflikt zwischen Fedor und Alex. Fedor möchte bei seinen traditionellen Schuhmarken – hauptsächlich für das Ausland produziert – bleiben. Und Alex möchte eine neue modernere Produktionslinie fahren. Ivy - eine Arbeiterin – in die Alex sich verliebt, nutzt diese Liaison, um eine politische und nachhaltige Veränderung in den chinesischen Fabriken voran zu bringen. Man könnte denken, ein Kampf gegen Windmühlen, wenn man an die chinesische Parteiführung und deren macht denkt. Der Autor erzeugte eine authentische Atmosphäre und Figuren, mit denen man mitleidet und mit Spannung wartet, ob die Geschichte gut oder schlecht ausgeht. Die Sprache ist modern, traditionell und mit jüdischen Akzenten erzählt. Man lernt somit verschiedene Kulturgüter in einer Geschichte kennen. Rundum kann man erwähnen, dass der Roman sprachgewaltig und emotional geschrieben wurde, selbst der Humor in den Dialogen geht nicht verloren.
Dieser Roman überzeugte mich aufgrund der Einblicke hinter die Fassaden der chinesischen Wander- und Arbeitsmigranten, und der starken Charaktere von Alex und Ivy. Ein Roman, der lange nachhallt, und zum Nachdenken anregt. Ein Lesehighlight im Frühjahr 2021.
Da ich ein Leseexemplar gelesen habe, hoffe ich, dass die Endfassung nochmal Korrektur gelesen wurde. Denn an mehreren Stellen habe ich grammatikalische Schreib- bzw. Tippfehler gefunden, die ich hier aber nicht im Einzelnen aufzählen möchte.