Vater-Sohn-Konflikt vor chinesischem Hintergrund

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buecherfan.wit Avatar

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Der 26jährige Bostoner Jude Alex Cohen hält sich seit einem Jahr in Foshan in Südchina auf, wo sein Vater Fedor eine Schuhfabrik betreibt. Alex soll in die Geschäfte eingeführt werden, und sein Vater macht ihn auf dem Papier zu seinem Partner. Tatsächlich gibt er nichts von seiner Macht ab und bleibt so dominant und egozentrisch wie eh und je. Alex verliebt sich in die 10 Jahre ältere chinesische Arbeiterin Ivy, eine Menschen- und Arbeitsrechtsaktivistin, die 25 Jahre zuvor die Proteste auf dem Platz des himmlischen Friedens miterlebt hat. Bei der blutigen Niederschlagung dieser Proteste kam ihre ältere Schwester ums Leben. Durch Ivy erhält Alex Einblick in die unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Wanderarbeiter, die extrem wenig verdienen. Sie arbeiten unter enormen Druck, und den Aufsehern ist jeder noch so lächerliche Grund wie ein Toilettengang mehr als erlaubt oder das Summen einer Melodie recht, ihren mickrigen Lohn noch weiter zu kürzen. Fedor Cohen weiß das alles, aber er sieht keinerlei Veranlassung westliche Wertvorstellungen auf chinesische Verhältnisse zu übertragen. Im Gegenteil. Ihm geht es lediglich darum, mit geringem finanziellem Aufwand den größtmöglichen Profit zu erwirtschaften. Dennoch geht es mit der Firma bergab, denn sein Kunde nimmt immer weniger Ware ab, und er verliert einen Teil seines Gewinns ohnehin durch Schmiergeldzahlungen an den mächtigen Bürgermeister des Ortes.
Es ist spannend zu lesen, wie sich unter diesen Bedingungen der Vater-Sohn-Konflikt entwickelt, in dem Alex, der Veränderungen durchsetzen will und kreative Ideen für hochwertigere Schuhe hat, zunächst chancenlos ist. Ivy ist Teil einer fortschrittlich gesinnten Gruppe, und irgendwann muss Alex Position beziehen. Wird er sich aus dem Klammergriff seines Vaters befreien können? Alex und Ivy sind sehr sympathische Charaktere, während der geldgierige Fedor teilweise fast zur Karikatur gerät.
Ich habe den Roman, in dem der Autor eigene Erfahrungen authentisch verarbeitet, gern gelesen und empfehle ihn weiter.