Bedrückend und manchmal komisch: Die Wende eines Polizisten

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wulf-h. tietje Avatar

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Wenn man als Leser selbst sehr dicht an den Geschehnissen der Wende war, fällt einem so manche Rahmenhandlung des Buches wieder ein. Das bedeutet nicht, dass Bekanntes noch einmal frisch aufgebrüht wird.
Falck, ein junger Polizist, der als treuer Bürger der DDR aufgewachsen ist und sich für den Polizeidienst entscheiden hat, erlebt die Ereignisse, die letztlich zur Wende geführt haben. Es wird in geradezu bedrückender Weise beschrieben, wie er und seine Kollegen Todesangst vor den Montags-Demonstranten hat. Für ihn ist es unverständlich, dass Leute solch einen Hass auf den Staat haben. Bei seiner Arbeit lernt er junge Leute kennen, die ebenfalls das System in Frage stellen. Es wird sehr eindrucksvoll eschrieben, wie Falck in Gewissensnöte kommt, da Bauch und Kopf nicht zusammenpassen.
Als er dem Kriminal-Dauerdienst zugeteilt wird, arbeitet er mit einer illustren Schar von beiden Seiten der ehemaligen Grenze zusammen. Das hat streckenweise etwas Bizarres, wie so manche Nachwendesituation.
Ein extrem lesenswertes Buch, auch weil eine ganze Reihe von Charakteren systemübergreifend detailliert dargestellt werden.