Im Schatten der Wende

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tigercat666 Avatar

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Viele von uns haben die Bilder noch im Kopf, Bilder auf denen Bürger der DDR gegen das Regime auf die Straße gingen und für ihre Menschenrechte demonstrierten. Mit einer solchen Demonstration beginnt Frank Goldammers neustes Buch Im Schatten der Wende. Der junge Volkspolizist Tobias Falck wird gemeinsam mit vielen Kollegen nach Leipzig gebracht, um sich dort den Demonstranten entgegenzustellen. Hier kommt gleich zu Beginn das großartige Erzähltalent des Autors zum Tragen und die erste Spannung baut sich auf, man spürt die Angst, die Tobias in diesen Momenten empfindet, die Angst davor, mit Gewalt gegen die Menschen vorgehen zu müssen, die er eigentlich zu schützen versprach.

Doch bevor diese Situation aufgelöst wird, macht die Handlung einen Sprung ins Jahr 1988.

In Dresden kommt ein Abschittsbevollmächtigter (ABV) bei einem Treppensturz ums Leben, sein Tod soll als Unfall zu den Akten gelegt werden, doch Tobias Falck, der sich dienstlich bei dem Mann melden sollte, erkennt die Anzeichen einer Straftat. Überhaupt gehen seltsame Dinge in dem Stadtteil vor, es werden Frauen sexuell belästigt und es gibt mysteriöse Leichendiebstähle. Falck würde zu gern in all diesen Fällen ermitteln, doch zunächst wird er von seinen Vorgesetzten ausgebremst, sein Vorschlag sozusagen Undercover zu ermitteln wird dann aber überraschenderweise angenommen.

Ausgebremst fühlte ich mich zunächst auch ein wenig beim Lesen. Falck zieht getarnt als ehemaliger Student in das Problemviertel. Von den Bewohnern wird er vorbehaltlos aufgenommen. Da war ich doch so manches Mal erstaunt, ich war tatsächlich der Meinung, dass die Menschen weniger vertrauensvoll miteinander umgingen. Dieser Abschnitt des Buches hat mir nicht so sehr gefallen, zwar erfährt man viel von den Lebensumständen in der ehemaligen DDR und darüber wie es den Menschen erging, die sich dem System nicht vorbehaltlos unterordnen wollten, aber das war nicht das, was im Klappentext versprochen wurde.

Dafür nahm das Buch ab dem 2. Drittel deutlich Fahrt auf. Die Mauer ist gefallen und die ehemaligen Volkspolizisten stehen der westlich geprägten organisierten Kriminalität aus Drogenhandel, Prostitution und vielem mehr, ein klein wenig hilflos gegenüber, sie fühlen sich den Kollegen aus dem Westen unterlegen, wofür sie meiner Meinung nach überhaupt keinen Grund hatten. Tobias Falck wechselt von der Volkspolizei zum Kriminaldauerdienst und trifft dort auf Sybille Suderberg, die auf der Suche nach einem Killer zu dem neuen Team, das aus seinem Chef Edgar Schmidt, seiner Kollegin Steffi Bach und Tobias Falck besteht. Hier mochte ich die Beschreibungen der Umstände sehr, im Westen haben wir zwar viel darüber erfahren wie die Menschen lebten, aber so spezielle Gebiete wie die Verbrechensaufklärung blieben ja doch außen vor.
Im Schatten der Wende, ist jetzt nicht der klassische Kriminalroman, der sich mit der Aufklärung eines Verbrechens beschäftigt. Der Leser erfährt viel über die Umstände direkt vor und nach der Wende, wir lernen die Protagonisten kennen und ihre verschiedenen Arbeitsweisen.

Die Spannung bleibt dabei manchmal leider etwas auf der Strecke, da ich aber schon so einige Bücher des Autors gelesen habe, bin ich mir sicher das sich das in den folgenden Bänden der Reihe wieder ändern wird, dann kennen wir die Protagonisten und ihre Hintergründe und Frank Goldammer kann sich auf den Kriminalfall konzentrieren und seine Leser mit Hochspannung begeistern.