Konflikte zwischen Ost und West

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clara_mag_norman Avatar

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Frank Goldammer legt hier einen sehr gut geschriebenen Kriminalroman vor, bei dem ich jede Szene exakt vor Augen habe.
Es geht um den jungen Polizisten Tobias Falck, der beim Kriminaldauerdienst in Dresden kurz vor bzw. nach dem Fall der Mauer ermittelt.
Im ersten Drittel des Buches lesen wir fast nur von Spitzelaufgaben, die Falck ausübt. Erst danach wird das Ganze etwas breiter und wir erfahren auch etwas über den gesamten Polizeidienst. Nach dem Fall der Mauer werden einige Situationen ausführlich dargestellt und anschließend nicht weiter verfolgt, sondern mit größeren Zeitsprüngen zur nächsten Szene gewechselt. Hier fehlt der rote Faden. Die schwierige Zusammenarbeit bei der Polizei zwischen Ost und West wird überzeugend dargestellt.
Die Figur Falcks empfinde ich als etwas blass. Sein Vorgesetzter ist vor allem anfangs ein ziemliches Ekel und die Einstellung der Polizisten ist zu Beginn (natürlich) sehr sozialistisch veranlagt.
Ich habe von diesem Kriminalroman etwas anderes erwartet. Falck steht in seinem Denken dem DDR-Regime anfangs loyal gegenüber und stellt sich bei seinen Ermittlungen sehr naiv an. Mir ist klar, dass er zu diesem Zeitpunkt stark indoktriniert ist, dennoch glaube ich nicht, dass er die westdeutschen Begrifflichkeiten und solche Dinge nicht kennt. Er ist schließlich Polizist und sollte damit doch öfters ansatzweise zu tun haben.
Wer Detailstudien eines Stückes Zeitgeschichte lesen möchte und kein Problem mit der Naivität von Falck hat, der wird Freude an dem sprachlich sehr gut gelungenen Krimi haben. Für mich war der Plot leider nichts.