Ermittlungen anno 1909

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drache64 Avatar

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Das düstere Titelbild und der spannende Titel versprechen eine Mischung aus historischem und Kriminalroman. Erstaunt hat mich der Einband aus fester Pappe, den ich sehr angenehm finde.

In Artstetten, einem Schloss des Thronfolgers von Österreich, lädt der Kammermeister Baron von Wald frisch geadelte Herren jährlich zur Jagd auf Jungfern. Als im Jahr 1909 bei Bauarbeiten die Leiche eines Neugeborenen gefunden wird, werden Polizeiagent Pospischill und sein Assistent Frisch mit dem delikaten Fall beauftragt und machen sich mit den damals verfügbaren Mitteln der Polizeiarbeit auf die Suche nach der Kindsmutter und einem Mörder.

Dies ist mein erster Roman von Christine Neumeyer mit ihren beiden Ermittlern Pospischill und Frisch und ich muss zugeben, für mich als " Piefke " waren manche Dialoge mit typisch Wienerischen Begriffen vom Beginn des letzten Jahrhunderts gewöhnungsbedürftig. Die Charaktere in ihrer für uns etwas antiquierten Art konnte ich mir sehr schnell im Kopfkino vorstellen und fand neben der spannenden Geschichte die Ermittlungen ohne Smartphone und Internet herrlich entschleunigt. Da muss das Beweismaterial mit der Fähre über den Fluss zum nächsten Postamt gebracht werden, zur Befragung der Zeugen radeln die Herren und die adeligen Herrschaften möchten mit Samthandschuhen angefasst werden. Die zarten Romanzen einzelner Protagonisten wirken angesichts heutiger Nutzung von Datingapps und freier Partnerwahl so altmodisch, dass ich gerade die jungen Frauen sehr bedauert habe.

Dieser historische Kriminalroman hat mir insgesamt sehr gut gefallen, die Ermittlungen wurden nicht unnötig durch die wohl dosiert eingefügten Privatangelegenheiten der Ermittler gestört und wie bereits erwähnt war die etwas langsamere Arbeit anno 1909 sehr angenehm.