Die Wunder der Natur im Kleinen - toll bebildert

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federfee Avatar

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Gelungene Mischung aus Informationen und eindrucksvollen Fotos - über die Lebensräume, die Nützlichkeit und Wichtigkeit von Pflanzen und Kleinstlebewesen

Untertitel: Das Leben im Moos, auf Blüten und unter Steinen

Liebt ihr eure Tiere, Katzen und Hunde, treibt es euch die Tränen in die Augen, wenn ihr von Quälereien lest und sei es nur im Roman? Aber sollte das nicht für alle Lebewesen gelten, auch wenn sie keinen persönlichen Kontakt mit dem Menschen aufnehmen können, aber unglaublich nützlich sind?! In dem Zusammenhang hat mich die Widmung, der Spruch auf S. 5 dieses wunderschönen Buches sehr beeindruckt, hat bei mir mitten ins Schwarze getroffen:

‘Für alle kleinen Tiere, die eigentlich nichts gemacht haben, sondern einfach nur ihr Leben leben wollten, dann aber erschlagen, zertreten oder zerquetscht werden - nur weil sie anders aussehen als ein Hund oder eine Katze.’ (5)

Wenn doch nur alle Menschen erkennen würden, wie wichtig diese auf den ersten Blick oft unscheinbaren Lebewesen sind, die kleinen oder winzigen Tiere sind, z.B. die Springschwänze, die ‘Bodenpolizei’, die Pilzsporen u.a. beseitigen und so für Sauberkeit im Boden sorgen oder Flechten, die man manchmal nur als Flecken wahrnimmt. Die Nützlichkeit der Regenwürmer ist uns bekannt, ist schon Allgemeinwissen. Aber die Bedeutung all’ dieser Tiere und Pflanzen für Menschen, Boden und Umwelt sollte viel mehr ins Licht der Öffentlichkeit getragen werden. Und dazu leistet dieses Buch einen großartigen Beitrag.

Es geht um die Lebensräume unter Steinen, im Totholz, im Kraut, im Baum, im Moospolster, der Blüte und der Pfütze und in speziellen Mikrohabitaten wie Kadaver und Dung - so die übergeordneten Kapitel.

Es ist ein großer Verdienst von Jasmin Schreiber, darauf aufmerksam zu machen und das alles nicht trocken oder langweilig erklärt - wenn auch korrekt mit lateinischen Bezeichnungen - sondern mit wunderschönen Fotos, Landschaften und Makroaufnahmen, aber auch Selfies der schönen jungen Autorin, was sie selber mit einem Augenzwinkern kommentiert: ‘...macht man ja gern so mit Freundinnen oder Freunden’ (14). Auch sonst blitzt immer wieder ihr Humor durch, von wegen ‘Restaurant Chez Schreiber’, mindestens 3 Laufkäfer-Sterne’ (22) ;-) Aber nicht nur ihre Fotos sind ‘erste Sahne’, sondern auch die Sprache ist stellenweise poetisch. Kein Wunder, denn einige werden sie auch als Roman-Autorin kennen: ‘Marianengraben’. Welche Vielseitigkeit, wie auch das, worüber sie hier schreibt und was sie im Bild präsentiert!

Sie versteht es, nicht nur das Auge des Lesers für die Schönheit von Flechten, Käfern u.a. zu öffnen, sondern auch das Bewusstsein für die enorme Wichtigkeit dieser Lebewesen zu wecken und klar zu machen, dass alles mit allem zusammenhängt.

Sie erklärt den Mikrokosmos, die Miniatur-Ökosysteme unter Steinen, die Wichtigkeit von Totholz z.B. als kleine Feuchtigkeitsoasen, die Bedeutung von Flechten als Indikatoren für saubere Luft oder ihre Pionierfunktion, die Geheimnisse des Kuhfladens ;-),die Bedeutung von all dem für die Gesundheit unserer Wälder. Dieses Leben, diese Reichhaltigkeit ist unglaublich. Wir sollten ihre Bedeutung erkennen, sie wertschätzen und wenn möglich etwas dafür tun, z.B. im Garten auch mal in einer Ecke kleine Äste liegen lassen, nicht alles ‘aufräumen’ wollen.

Auch unsere Einwände werden versucht zu entkräften. so ist z.B. der Borkenkäfer nicht per se schädlich, sondern eigentlich sogar die Gesundheitspolizei des Waldes. Der Mensch ist selber Schuld, weil er um der Wirtschaftlichkeit, um des Profites willen Fichten-Monokulturen angelegt hat.

Auch die Sache mit den Spinnen (S. 84). Wer will sie schon im Hause haben? Aber weiter gedacht: Wovon leben sie? Aha, sie vertilgen Insekten, die im Haus leben und die man auch nicht dort haben will.

Kurz und gut: Jasmin Schreiber hat mir die Augen geöffnet und bei mir mehr Verständnis für den Mikrokosmos der Natur geweckt, für die Minibiotope in allen möglichen Bereichen: unter Steinen, in Bäumen, Moosen und Blüten, eigentlich überall. Da werde ich in Zukunft mehr und anders sehen, aufmerksamer sein, wenn ich draußen unterwegs bin oder im Garten arbeite.

Fazit

Dieses Buch ist unglaublich schön durch die vielen Fotos, sowohl Landschaften, Nah- und Makroaufnahmen, informiert dabei auf korrekter biologischer Grundlage ohne langweilig zu sein und atmet auf jeder Seite die Liebe zur Natur, zum Kleinen, Unscheinbaren, das so leicht nicht nur übersehen, sondern auch missachtet und in seiner Bedeutung nicht erkannt wird.

Ich wünsche diesem Buch ganz viele Leser, muss allerdings ergänzen, dass es sicher nur für die interessant ist, die bereit sind, sich für diese Themen zu öffnen.
‘Die kleinsten Lebewesen … sind das Fundament unserer Ökosysteme … eine Welt, die es wert ist, geschützt zu werden ‘ (171)

P.S. Wer nach dem Lesen das Bedürfnis hat, Insekten zu erkennen und zu benennen, dem empfehle ich ‘Bei dir summt’s wohl’ von Bärbel Oftring, Kosmos-Verlag, € 15,-