Naturspektakel mit vielen Fotoaufnahmen

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Die Biologin Jasmin Schreiber erkundet gern verschiedene Lebensräume und möchte wissen, wer dort lebt. In ihrem Forschungsdrang kraucht sie durch das Unterholz und hält Entdeckungen von kleinsten Jägern, Pflanzenfressern und Zersetzern mit ihrer Kamera fest. Mit «Im Schatten von Giganten» bricht sie eine Lanze für die ungeliebten Insekten und man ist praktisch auf ihren Gassirunden dabei und darf sich wie bei einer Expedition fühlen. Die Faszination und Achtung vor den Kleinsten wächst mit jeder Seite und letztlich hatte ich große Lust, selbst niederzuknien und die Mikrolebensräume zu entdecken.

Acht Lebensräume werden genauer betrachtet und neben dem, was sich auf dem kleinsten Raum einer Blüte abspielt, fand ich die Vorstellung, durch das Leben im Baum einen anderen Planeten zu entdecken, ziemlich spannend. Denn der Parasitismus, der sich im Inneren einer einzigen Galle abspielt, ist unglaublich. Ich weiß jetzt außerdem, warum Kastanienbäume schon im Hochsommer braune Blätter haben und woran ich einen wertvollen Habitatbaum mit all seinen Mikrohabitaten erkenne.

Wenn man sich damit noch gar nicht beschäftigt hat, dann bekommt man ganz neue Einblicke in die Welt der Kleinstlebewesen, muss aber möglicherweise den ein oder anderen Fachbegriff nachschlagen, obwohl die meisten erklärt werden. Der Text ist tief in der Materie drin, aber eben auch auflockernd und humorvoll, wie ich es von Jasmin Schreiber gewohnt bin, die mit leidenschaftlicher Begeisterung und Kompetenz erzählt. Man merkt, dass sie die Themen selbst toll und spannend findet, wenn sie über die niedlichen Blattläuse oder die entscheidenden Beiträgen für das Ökosystem von Springschwänzen, Asseln, Flechten schwärmt. Bei einigen Themen blieben bei mir noch Fragen offen, die ich gern gestellt hätte. Aber der gesamten Komplexität kann man in einem Buch kaum gerecht werden und die Zusammenstellung der Schwerpunkte gibt bereits einen gelungenen Überblick.

Die Auswahl der Fotos und die schlichte Aufmachung finde ich grandios, genauso wie die eindrucksvolle Goldwespe auf dem Cover. Für mich war das der ausschlaggebende Punkt, dieses Sachbuch in meine Sammlung aufzunehmen, denn viele Fotos haben etwas Anziehendes und zeigen ganz nah Tiere, die man sonst nicht sieht. Ab und zu gab es eine Illustration, die ich sehr hilfreich fand, denn so eine akrobatische Tigerschnegelpaarung ist schon witzig anzusehen. Ich hätte mir gewünscht, dass alle Fotografien beschriftet sind (z.B. Kurzflügler) oder es Verweise gibt, wenn die passenden Aufnahmen auf einer andere Seite sind (z.B. Asseljäger), aber das kam selten vor und insgesamt hab ich die hier präsentierte Welt der Winzlinge mit Staunen genossen.