So lange dauert die Liebe...

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kaiserin2201 Avatar

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Lea Streisand erzählt in ihrem Roman ein Stück ihrer eigenen Familiengeschichte. Initiiert durch ihre Krankheit beginnt die Enkelin von Ellis Heiden alias Hildegard Lücke das Leben ihrer Großmutter zu recherchieren. Einst hatte sie ihr zu deren Lebzeiten versprochen diese einzigartige Leben, das 93 Jahre und einen Frühling gedauert hatte, durch zwei Weltkriege, sechs Staatsformen, 25 Liebhaber, 69 Inszenierungen andauerte nieder zu schreiben. Nun hat sie Zeit dazu denn sie ist am Hodkinschen Lymphom erkrankt, eine bösartige Form des Lymphknotenkrebses. Arbeiten und altes Leben werden unmöglich, denn ihr besteht eine langwierige Chemotherapie bevor. Zur Seite stehen ihr dabei ihr Freund und Lebensgefährte Paul, ihre Familie und gute Freunde. Sehr genau berichtet Lea von den Gefühlen der großen Angst die sie während ihrer Therapie immer wieder überfallen und lähmen, und dennoch kämpft sie gegen diese Ängste an. Der alte Koffer voller Briefe und anderer Dokumente der Großmutter genannt Mütterchen, helfen ihr dabei in eine andere Welt, eine andere Zeit einzutauchen und zu vergessen, dass ihr der Tod über die Schulter sieht. In einer wunderbaren Sprache voller Humor und Witz entfaltet sie das einzigartige Leben von Mütterchen, die trotz der Widrigkeiten ihrer Zeit, als Frau ihren sehr eigen-sinnigen Weg geht. Dabei sind besonders schön die Episoden als Lea noch als Kind ihre Gespräche mit ihrer Großmutter beschreibt, als diese mit sehr trockenem Humor so manche schwierigen Momente ihres Lebens wiedergibt, und damit ihrer Enkelin ein sehr wichtiges Geschenk macht: Nämlich nicht aufzugeben wenn es mal mühsam wird und sich nicht von anderen, meist Feiglingen, vom eigenen Weg abbringen zu lassen und dennoch auf aufmerksam und offen sein Leben zu leben. Niemals die Neugierde auf Neues und Anderes zu verlieren, oder gar aus Bequemlichkeit etwas möglicherweise Wichtiges zu verpassen. Eine gute Gabe die Lea schließlich sehr hilft mit ihrer Krankheit umzugehen, und all den Gesunden zu zeigen was jemand gut gebrauchen kann, der um sein Leben kämpft, und was man besser als Helfer bleiben lässt. Ein wunderbares Buch, dass man, einmal zu lesen begonnen nicht mehr aus der Hand legen kann. Mein Fazit: Sehr empfehlenswert!