ein Plädoyer gegen Voreingenommenheit

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hiclaire Avatar

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Obwohl meine Interessen und Begabungen nicht in den Naturwissenschaften liegen, vor allem nicht in der Astrophysik, hatte die Kurzbeschreibung mein Interesse geweckt - dieses Buch wollte ich gern lesen. Und auf den 300 Seiten hat der Autor wirklich eine Menge untergebracht. Er greift die verschiedensten gesellschaftlich relevanten Themen heraus, erläutert und erklärt sie seinen Lesern, mal mehr, manchmal weniger unterhaltsam und verständlich. Das wird sicher von Leser zu Leser unterschiedlich sein, abhängig vom jeweiligen Wissensstand und der Interessenlage. Seinen Diskurs im Kapitel Fleischesser & Vegetarier z. B. fand ich überaus erfrischend, längere Passagen mit Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung, was öfter mal vorkommt, dagegen eher ermüdend.

Wie zu erwarten, ist der Inhalt über weite Strecken wissenschaftlich/naturwissenschaftlich ausgerichtet, und die Vereinigten Staaten sind Basis für die statistischen Grundlagen zu vielen seiner Ausführungen. Nicht alles, was er schreibt ist neu für mich gewesen. Beispielsweise gibt es ein umfangreiches Kapitel über den Rassismus, da braucht es bei mir keine Überzeugungsarbeit. Auch über die Unzulänglichkeiten des amerikanischen Rechtssystems habe ich schon öfter gelesen.

Nicht immer haben mich seine Sichtweisen überzeugt, und nicht immer habe ich alles verstanden, aber mal den Blick zu weiten und sich mit anderen Ansätzen zu beschäftigen, kann niemals schaden. So habe auch ich mich schon gefragt, warum derart viel Geld in die Weltraumforschung geballert wird, statt sich um die drängenden Probleme auf der Erde zu kümmern. Seine Argumente dazu waren jetzt für mich nicht zwingend, aber doch eine Überlegung wert, wie gesagt, sich auf eine andere Perspektive einzulassen ist immer gut.

Viele seiner Argumente sind in meinen Augen absolut unstreitig, wie z. B. eine wissenschaftliche Herangehensweise an Probleme und Streitigkeiten ohne religiösen und/oder politischen Einfluss. Auf S. 74 stellt er den Gedanken in den Raum – „Vielleicht fehlt uns als Spezies die Reife oder die Weisheit, die es für ein Überleben der Zivilisation in der Zukunft braucht“. Angesichts des derzeitigen Zustands unserer Gesellschaft, unseres Planeten und der aktuellen Zukunftsaussichten, würde ich das Vielleicht streichen.

Insgesamt hat mir Im Spiegel des Kosmos geholfen meinen Blick auf die Neuerungen von Wissenschaft und Technik etwas zu ändern, Vorbehalte und Ängste neu einzuordnen bzw. zu hinterfragen, wenngleich ich viele der damit verbundenen Auswüchse nach wie vor gruselig finde. Und die Lektüre ist für mich ein Anstoß gewesen, mit etwas mehr Neugier und Zuversicht in die Zukunft zu blicken – genau das, was ich mir erhofft habe.