Spannender City-Thriller, enttäuschendes Ende

Nein, leicht hat es Psychologin Alice Quentin wirklich nicht. Sie wohnt allein in London, muss hilflos dabei zusehen, wie sich ihr obdachloser Bruder Will unter dem Einfluss sämtlicher Drogen selbst zerstört, hat ein gespaltenes Verhältnis zu ihrer Mutter und ergreift die Flucht, sobald eine Beziehung zu einem Mann ernster zu werden droht. An letzterem Problem trägt ihre von Gewalt geprägte Kindheit und ihr brutaler Vater Schuld, der jedoch inzwischen verstorben ist. Beim Laufen durch die Stadt kann Alice ihre Sorgen hinter sich und ihren Kopf frei werden lassen. Doch eines Abends entdeckt sie dabei vor dem Eingang zum Friedhof Crossbones die Leiche eines jungen Mädchens. In ihre Haut wurden zahlreiche Kreuze geritzt. Die Polizei bittet die exzellente Psychologin um ihre Mithilfe auf der Jagd nach dem Mörder, der nicht ruht und weiter mordet. Schließlich ist Alice selbst in höchster Gefahr…

„Im Totengarten“ ist ein vielseitiger Thriller, der viele Geschehnisse und Begebenheiten in sich vereint: Der Blick zurück in die traurige Vergangenheit eines kleinen Mädchens und in die Abgründe der Seelen psychisch kranker Menschen, grausame Morde in einem Heim vor vielen Jahren, ein Friedhof für Prostituierte, die nicht in der geweihten Erde der Kirche begraben werden durften und aktuelle Tötungsverbrechen an jungen Frauen, mit denen ein irrer Killer die Weltmetropole London in Atem hält. Autorin Kate Rhodes berichtet darin außerdem viel von London, Stadtteilen und Sehenswürdigkeiten – ein Thriller mit Stadtführer-Qualitäten, sozusagen. Einen ganzen Stern Abzug gibt es allerdings für das Ende, das mancher vielleicht als geschickte Wendung bezeichnen würde. Ich fand es schlichtweg enttäuschend. Aber natürlich sei an dieser Stelle nicht zuviel verraten! Abgesehen davon ist „Im Totengarten“ eine empfehlenswerte Geschichte, die sich sehr flüssig lesen lässt und die spannend und atmosphärisch erzählt wird.