Weiß sie, was Mörder denken?

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sofie Avatar

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„Sie weiß, was Mörder denken“ behauptet der Klappentext. Schade, dass sie es uns nicht verrät…
Alice Quentin ist Psychologin in einem Londoner Krankenhaus. Wie die meisten Psychologen muss sie ab und zu mit der Polizei zusammenarbeiten und kommt so in Kontakt mit Morris Cley, einem verurteilten Mörder, der wieder auf freien Fuß kommt und den sie als harmlos einschätzt. Doch dann findet Alice eine Mädchenleiche und fängt an, an ihrem Urteil zu zweifeln…
„Im Totengarten“ berichtet aus der Ich-Perspektive von Alice Quentin über die Ermittlungen im Fall eines Serienmörders. Ein, wie ich finde, interessanter Ansatz, da hier eben nicht die Ermittler und die Polizei im Vordergrund stehen, sondern die Psychologin. Durch die Ich-Perspektive sollte man ja eigentlich die Gefühle und Gedanken von Alice gut nachvollziehen können, doch sie ist ein sehr verschlossener Charakter. Sie schottet sich und vor allem ihre Gefühle vollständig von ihrer Umwelt – und leider auch vom Leser – ab. Sie stellt nicht wirklich Vermutungen darüber an, wer der Mörder sein könnte, und dann man als Leser auch nicht besonders viel von der Polizeiarbeit mitbekommt, hat man auch nicht die Möglichkeit Vermutungen anzustellen. Dadurch kommt die Spannung nicht so wirklich auf, denn auch Alice wirkt die meiste Zeit seltsam unberührt von den Ereignissen um sie herum. Manchmal möchte man sie schütteln und sagen: Tu doch was! Sei doch nicht so unvernünftig! Doch ganz zum Schluss wird es dann doch noch spannend.
Was mich bei diesem Buch wirklich gestört hat, ist der Klappentext. Zum einen weckt er völlig falsche Erwartungen an das Buch. Alice ist, wie sie auch selbst immer wieder betont, eben keine Kriminalpsychologin. Und vielleicht weiß sie, was einen Mörder antreibt, aber diese Gedanken teilt sie leider nicht mit dem Leser. Außerdem wird im Klappentext bereits ein Ereignis verraten, das erst ca. auf Seite 380 (von 450!) eintritt.
Insgesamt war ich leider ein wenig enttäuscht von „Im Totengarten“, auch weil ich mit den falschen Erwartungen heran gegangen bin. Es ist weniger ein Thriller, in dem es um die Suche nach einem Mörder geht. Das Buch dreht sich eher um Alice und ihre Entwicklung und das ist durchaus auch interessant. Daher gibt es von mir 3 Sterne.