Zwei Frauen, zwei Welten

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rauschleserin54 Avatar

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„ Mag sein, dass die Sache der Freiheit derzeit wieder in Ketten liegt.
Aber die Schlüssel zu diesen Ketten halten wir Frauen, ich fühle es, ich
weiß es.“

Louise von Otto glaubt immer wieder daran, trotz Verluste an Kraft, Zweifeln und persönlichen Strapazen. Sie weiß von Anfang an, was sie will.

Sie ist erst 17, als die Eltern versterben, der Vater Gerichtsdirektor und ihr immer
wohlgesonnen. Aber trotzdem durfte sie in den 40ern des 19. Jahrhunderts in Meißen nicht weiterlernen, wie es ein Sohn gedurft hätte. Trotzdem war sie sehr klug, weil sie alles lesen durfte, was sie wünschte und der Vater hat ihr immer viel erklärt. So widersetzte sie sich, als der zukünftige Schwager Vormund für sie werden wollte. Sie hatte anderes mit sich vor, als ein braves Weibchen zu werden.
Da der Notar sie schätzte und auf ihrer Seite war, verwaltete er ihr Vermögen bis zur Volljährigkeit. So fing alles an:

Eine große Idealistin und eine Fabrikarbeiterin, Susanne Grabasch, sehr arm, mit tragischer Vergangenheit treffen einander.
Atmosphärisch dicht, erleben wir große Geschichte an den Seiten der Frauen.
Sie sind beide unendlich stark und leben dennoch in verschiedenen Welten.
Zudem hat Louise einen neuen Verleger, der als erster das Wort Revolution in ihrem Umfeld in den Mund nimmt und der Meinung ist, jeder könnte etwas ändern.
Er wird ein charismatischer Vorreiter und der wichtigste Mann, der sich an der Spitze des einfachen Volkes gegen die Macht der Fürsten und der Zensur erhebt und er wird ihr Anführer.

Tanja Kinkel führt uns ins Jahr 1848, als sich die Menschen erheben und für ihre Rechte kämpfen wollen. Sie entführt uns in Gegenden und an Orte, die wir uns A nicht ausdenken können und sie führt uns an der Seite von Susanne und Louise mit ihren Weggenossen durch das Jahr. Es ist brandgefährlich und sie kommen sich immer näher. Atemlos lässt mich die Autorin erkennen, warum der demokratische Gedanke so schwer durchzusetzen lässt. Auch wir sind heute wieder dazu aufgerufen, für die Demokratie zu kämpfen.

Es gibt überall in den Nachbarländern Parallelen und riesengroße Unterschiede, Vorreiter und Märtyrer und vor allem Idealisten und dann die, die gar nicht anders können.

Eine große Erzählerin hat wieder ein großes Buch geschrieben. Danke Tanja Kinkel!