Ein fantastisches Jugendbuch – ganz ohne Vampire!

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horrorbiene Avatar

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Die 17-jährige Vanessa reist mit ihrer Familie wie jedes Jahr zu ihrem Ferienhaus in Winter Harbor und verbringt dort den Sommer. Zusammen mit ihrer älteren Schwester und den etwa gleichaltrigen Brüdern von nebenan verbringen sie wie jedes Jahr ihre freie Zeit. Dieses Jahr ist jedoch etwas anders: Nach einem Streit springt Vanessas Schwester Justine in den Tod. Wieder zu Hause entdeckt Vanessa, dass ihre Schwester Geheimnisse vor ihr hatte. Um diesen auf den Grund zu gehen reist sie nach der Beerdigung allein zurück ins Ferienhaus und beginnt zu ermitteln. Justine wurde zuletzt lebend gesehen von Caleb, dem jüngeren der beiden Brüder, doch dieser ist nun verschwunden. Zudem sterben jede Woche mehr Männer und das Wetter spielt verrückt – jedoch nur in Winter Harbor. Zusammen mit Simon diesen Ungereimtheiten und Caleb auf der Spur, stoßen sie nicht nur auf das Geheimnis der Sirenen, sondern verlieben sich auch ineinander.

Da Vanessa, die Hauptperson in diesem Buch, und auch die meisten anderen Protagonisten im Teenageralter sind, liegt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um ein Jugendbuch handelt. Doch da die Story weder naiv erzählt wird (Ich-Perspektive), noch die Liebesbeziehungen kitschig geschildert werden, können auch Erwachsene Freude an der Lektüre dieses Buches finden. Ich finde gar, dass Vanessa für die Hauptfigur eines Jugendbuches erfrischend unabhängig von ihrem Liebsten ist und sich nicht in die vollkommene Selbstaufgabe stürzt wie in einem anderen aktuellen sehr beliebten Fantasy-Jugend-Roman. Nichtsdestotrotz ist es ein Mädchen/Frauen-Roman und will auch genau das sein.

 

Weiterhin finde ich sehr positiv, dass sich dieses Buch in einem anderen wesentlichen Punkt vom eben erwähnten Werk unterscheidet: Es kommen endlich mal keine Vampire oder Werwölfe vor, sondern ein mythologisches Wesen über das seltener geschrieben wird, nämlich die Sirene.

 

In das Thema Sirenen wird sehr behutsam eingeführt. Vanessa kommt erst durch Recherchieren und Beobachtungen langsam auf deren Spur. Dies fördert die Spannung in diesem Buch ungemein und spannend war das Buch allemal. Der Spannung abkömmlich fand ich lediglich die Tatsache, dass an einem Spannungshöhepunkt statt einer Auflösung ein Kapitelende folgt und das darauffolgende Kapitel in einer gänzlich anderen Situation beginnt und die besagte Auflösung dann ein paar Seiten später erfolgt. Das hat natürlich den Vorteil, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag, aber auch den Nachteil, dass die Auflösung nicht mehr ganz so befriedigend ist, als wenn sie unmittelbar nach dem Spannungshöhepunkt erfolgen würde. Aber das ist Geschmackssache.

 

Die Charaktere sind liebevoll und glaubwürdig gestaltet. Vor allem Vanessa ist mir sehr sympathisch: ein zurückhaltendes Mädchen, das noch nie eine Beziehung hatte, unter vielen Ängsten leidet und im Schatten ihrer beliebten und hübschen Schwester steht, diese aber vergöttert. Dabei bemerkt sie nicht oder verdrängt gar, welchen Eindruck sie wirklich bei den Menschen hinterlässt. Die Entwicklung, die sie in diesem Buch macht wirkt absolut glaubwürdig. Ich bin gespannt, wie es mit ihr weitergeht, denn diese Entwicklung ist bestimmt noch nicht abgeschlossen und das Ende lässt eine Fortsetzung vermuten.

 

Geschmackssache ist sicherlich auch das Cover: Beim ersten Betrachten gefiel es mir aufgrund der Farbgebung sehr. Auch dass das Frauengesicht nicht ganz abgebildet ist, wie auf zahlreichen anderen Jugend- und Frauenromanen derzeit, passt dazu finde ich. Das Cover erweckt jedoch eher den Eindruck, als handele es sich hier um ein romantisches Werk. Sicher geht es auch um Liebe, doch die Spannung und die Bedrohung durch die Sirenen sind doch deutlicher der Haupteindruck, den man von diesem Buch gewinnt und daher passt das Cover nicht hundertprozentig zum Buch.

 

Fazit: Dies ist ein Jugendbuch – vorwiegend für das weibliche Geschlecht, das nicht von vampirischen Liebesbeziehungen handelt. Wen das nicht zurückschreckt und ein spannenden, leichten Fantasyroman sucht, ist mit diesem Buch gut bedient. Mir hat es gut gefallen.