Eine wird gewinnen

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buecherfan.wit Avatar

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In Natasa Dragnic´ zweitem Roman “Immer wieder das Meer” verlieben sich die drei Alessi-Schwestern Roberta, Sofia und Nannina nacheinander in den Dichter Alessandro Lang. Die Mädchen, die einander ursprünglich sehr nahe standen, werden zu Rivalinnen in der Liebe und sind mehrfach über Jahre zerstritten. Der Roman beginnt und endet mit der Hochzeit einer der drei Schwestern mit dem begehrten Dichter. Der Leser erfährt erst zum Ende hin, um welche es sich handelt. Bis es so weit kommt, begleiten wir die sehr unterschiedlichen Schwestern ein gutes Stück auf ihrem Lebensweg. Roberta, die Älteste, arbeitet in Kalifornien als Ärztin und ist mit Bradley verheiratet. Die etwas jüngere Sofia ist eine erfolgreiche Bankerin und hat eine Vielzahl von Beziehungen, von denen nur eine ziemlich konstant bleibt: die zu Fabio, den sie zurückerobert, nachdem er frustriert eine andere geheiratet hatte. Die deutlich jüngere Nannina lebt als Übersetzerin in München und hat ein Kind von einem verheirateten Mann, der keine Anstalten macht, sich von seiner Frau zu trennen.

Erzählt wird aus wechselnder Perspektive mit zahlreichen Rückblenden. In der Erzählgegenwart bereitet sich die unbekannte Ich-Erzählerin auf ihre Hochzeit vor. Die verschiedenen Erzählperspektiven führen dazu, dass manche Ereignisse mehrfach erzählt werden. So erkrankt die Mutter der Mädchen schwer, stirbt, wird begraben, nur um einige Seiten später der Tochter zur Geburt des Enkels zu gratulieren, den sie in der Folge jahrelang aufwachsen sieht. Dann stirbt sie zum zweiten Mal, wird begraben usw. Mit dem Vater ist es ähnlich. Ich habe es irgendwann aufgegeben, die Chronologie der Ereignisse für mich rekonstruieren zu wollen. Die Erzähltechnik ist ausgesprochen verwirrend. Spannender wird der Roman dadurch nicht, auch nicht durch das Rätsel des ersten Satzes, der dem ersten Kapitel entspricht: “Heute heirate ich Alessandro Lang, den berühmten italienischen Dichter.” (S. 9)

Mit viel italienischem Ambiente und teilweise sehr poetischen Beschreibungen (“Behutsam nahm ich diesen Moment auf, wickelte ihn in das Seidentuch meiner Seele ein,…” S. 302) erfreut die Autorin den Leser, kann damit aber nicht die Tatsache ausgleichen, dass die Figur des umschwärmten Dichters seltsam blass bleibt und Alessandro als unwiderstehlicher Herzensbrecher nicht überzeugt. Außerdem hat die Geschichte deutliche Längen vor allem bei der Beschreibung von Krankheit und Tod der Eltern. Ich fand die Lektüre des Romans anstrengend und insgesamt enttäuschend.