Immer wieder das Meer

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elke seifried Avatar

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Selten war das Verfassen einer Rezession für mich so schwierig. Zuerst war ich von dem Roman gefesselt, stellenweise zog sich dann aber die Handlung außerdem empfand ich die Grundstimmung fast zu traurig, was mir nicht so gut gefallen hat. Als ich das Buch aber ausgelesen habe, hat es doch einen bleibenden und insgesamt eher positiven Eindruck bei mir hinterlassen. Die Autorin Natasa Dragnic erzählt in ihrem Buch "Immer wieder das Meer", vom Leben dreier Schwestern, die sehr eng mit ihren Eltern verbunden sind, weshalb sie trotz getrennter Lebenswege immer wieder zurück in ihre alte Heimat, die am Meer liegt, reisen. Außerdem haben sie gemeinsam, dass sie sich alle nacheinander in den geheimnisvollen Alessandro verlieben. Die dadurch zwangsläufig folgenden Zerwürfnisse zwischen den Schwestern, deren Lebensweg und das Sterben der Eltern beherrschen die Handlung des Romans. Roberta, die älteste der Schwestern, verliebt sich als erstes in Alessandro, erlebt viele Enttäuschungen mit ihm und zieht dann als Ärztin in die USA. Dort heiratet sie Bradly. Ihre Ehe bleibt aufgrund vieler Fehlgeburten, die Roberta in eine schwere Krise stürzen, kinderlos. Als nächste ködert sich Allessandro Lucia, die in Italien lebt und ihr Leben mit vielen Affären genießt. Wie auch schon ihre ältere Schwester, wird sie nur von dem Traumprinzen enttäuscht. Sie lebt dann mit Fabio zusammen, der ihr zahlreiche Heiratsanträge stellt, die aber alle erfolglos bleiben. Zwischendurch trifft sie sich immer wieder mit Alessandro zu einem Stelldichein. Die jüngste Schwester Nannina ist ursprünglich wegen ihrer Großmutter, die später verstarb, nach München gezogen. Dort jetzt als Übersetzerin tätig, ist lange Zeit in einen verheirateten Mann verliebt, von dem sie dann auch schwanger wird. Sie kann Alessandro am längsten widerstehen, verfällt ihm aber letztendlich doch noch. Bis zum Ende des Romans wird verschwiegen, wen Alessandro heiraten wird, es hat auch keine der drei Schwestern je richtig aufgehört diesen Mann zu lieben. Die Mutter Erika leidet unter Parkinson und stirbt ebenso wie ihr krebskranker Mann im Verlauf des Romans. Die Autorin schildert dabei einzelne, eigentlich alltägliche Ereignisse, wie Liebeskummer, Familienstreitigkeiten, Eifersucht, den Wunsch nach persönlicher Veränderung, Lebenskrisen und das Erleben von Krankheit, Tod oder Trauer besonders sensibel, einfühlsam und sehr detailliert. Einerseits hat mir diese einfühlsame Art gut gefallen, im Verlauf des Buches empfand ich allerdings manche Stellen zu detailliert und eher spannungshemmend. Allerdings wollte ich ja unbedingt wissen, welche der drei Damen nun zum Altar geführt wird, was mich stets zum Weiterlesen animierte. Außerdem war für mich unfassbar und kaum vorstellbar, was einem Mann so toll sein kann, dass sich jede der Schwestern mehrfach das Herz brechen lässt. Diesem Geheimnis wollte ich auf die Spur kommen. Nicht so gut gefallen haben mir die ständig wechselnde Perspektive und die vielen Zeitsprünge. Mir war nicht immer sofort klar, welche der drei Schwestern in die Rolle des Erzählers schlüpft. Außerdem starben Personen erst im Erleben der älteren Schwestern um dann später noch einmal aufzutauchen und von einer jüngeren zum Grab getragen zu werden. So wiederholten sich Ereignisse, wenn auch aus einer anderen Perspektive betrachtet, immer wieder im Verlauf des Romans. Diese Wiederholungen hätten für mein Bedürfnis etwas weniger detailliert geschildert völlig ausgereicht.