Die Peanuts in der Matrix

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ewa Avatar

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Nehmen wir für einen kurzen Moment an, das, was wir erleben und wahrnehmen, sei die Realität. Dann wurde unserem kollektiven Bewusstsein ein Roman eines deutschen Autors präsentiert, welcher ein Umweltszenario apokalyptischen Ausmaßes beschreibt.

Aber von Anfang an: Der Roman „Impact“ von Bernd Steinhardt spielt im Neuseeland unserer Zeit. Doch das Land am Ende der Welt wird im Frühling von ungewöhnlichen Wetterphänomenen heimgesucht. Anstatt milden Klimas fegen eisige Winde übers Land und bringen Schneestürme und Unwetter mit sich. Diese extremen Klimaveränderungen alarmieren Staatsmänner, Journalisten und Wissenschaftler gleichermaßen. Ausgangspunkt der Geschichte ist aber der Mord an einem in Ungnade gefallenen Wissenschaftler, der auf dem Gebiet der Bewusstseinsforschung tätig war. Mit diesem in Verbindung steht ein jetziger Wettermann, der ebenfalls in früheren Jahren auf diesem Gebiet tätig war. An seiner Seite seine Reporterkollegin auf der Suche nach der großen Story für ihre Karriere. Beide müssen schnell feststellen, dass sie da in etwas geraten sind, in das höchste militärische Kreise und eine uminöse Firma namens Spheric Systems verwickelt sind, und dass der Klimawandel mitnichten für alles verantwortlich gemacht werden kann. Nach dem Motto „Kontrolliere das Bewusstsein, kontrolliere die Welt“ scheint in diesem Roman jeder gegen jeden zu operieren und es wird schnell deutlich, dass die Vernichtung der ganzen Welt ebenfalls eine Komponente im Spiel darstellt. Mittendrin auch die Agenten der heimischen Regierung, die mit einer Vorliebe für Manga-Kleidung und einem augenscheinlichen Faible für die Peanuts versuchen alles irgendwie wieder ins Lot zu bringen. Viele Akteure stehen in diesem Roman auf der Bühne, doch allen ist gemeinsam, dass sie einen Ausweg suchen, die drohende Vernichtung der Erde noch zu verhindern. „Impact“ ist ein sehr umfangreiches Buch. Das bezieht sich nicht nur auf die stattliche Anzahl von 515 Seiten, sondern auch auf den Inhalt, der den nicht technisch versierten Leser ab und zu etwas verwirrt aussehen lässt. Doch auch wenn man wie ich einige Male zurückblättern und nachschlagen musste, tut dies dem Lesefluss keinen nennenswerten Abbruch. Der Roman scheint außerordentlich gut recherchiert, was sich in den Anmerkungen auch ablesen lässt (und am Ende noch mal für ein leichtes Erschrecken sorgt, wenn bewusst wird, wie nah die Fiktion der Realität kommt). Außerdem wird das Geschehen aus ständig wechselnden Perspektiven erzählt, welche alle auch noch über unterschiedliches Wissen verfügen. Dieser Tatsache verdankt der Roman es auch, dass man dem Geheimnis hinter den Ereignissen lange nicht auf die Spur kommt und die Spannung daher lange erhalten bleibt. Außerdem scheint es, dass, wenn man meint begriffen zu haben, etwas passiert, was nicht ganz hereinpasst und wenn es sich dabei um den mutigen Charlie Brown handelt, der seine Überzeugung vom extraterrestrischem Kontakt überzeugend logisch vortragen kann. Es herrscht den ganzen Roman über eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf die Ereignisse und die Position der Beteiligten. Gerade diese Unsicherheit harmoniert gut mit den aufgeworfenen Fragen nach dem richtigen Bewusstsein, denn: Wer denkt nun klar und ist sich der Ereignisse bewusst? Der Detailrealismus und die vielfältigen Perspektive, bei einem gleichzeitig schweren Thema, machen das Buch sehr lesenswert und spannend, so dass ich beim Ende doch etwas enttäuscht war. Wurden vorher (auf fast 500 Seiten) in fast jedem Kapitel immer neue Schichten der Erzählung freigelegt, so brachte der Autor die Geschichte nach einem fulminanten Showdown fast zu hastig zum Ende. Die gelieferte Erklärung ergab zwar Sinn und klärte die meisten der offenen Fragen, doch irgendwie blieb man als Leser etwas unbefriedigt zurück. Es ist für eine Geschichte natürlich nicht schadend, wenn einige Handlungsstränge offen gelassen werden, doch in diesem Fall wären ein paar mehr Schlussworte schön gewesen, um den Eindruck eines abrupten Endes vermeiden. Mein reale(?) Einschätzung: „Impact“ ist kein einfaches Buch, aber ein durchaus unterhaltendes und empfehlenswertes.