Bedingt begeistert: Nachkriegsjahre in Hamburg

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Sofort nach der Ankündigung von Carmen Korns mit einem roten Lesebändchen ausgestatteten 416 Seiten umfassenden Hardcover-Roman "In den Scherben das Licht" (seit dem 11. 11. 2025
unter der ISBN 978-3-463-00072-5 im Verlag Rowohlt Kindle) stand für mich fest, dass ich dieses Buch unbedingt wollte, und dies, obwohl ich meiner Erinnerung nach von dieser Verfasserin bisher noch nichts gelesen hatte.
Sie führt uns ins Hamburg des Monats Oktober 1946. Ruinen, Trümmer, Hunger, Schwarzmarkt,
Trauer um "im Feld" gebliebene oder im KZ verlorene Angehörige, Hoffnung, Vermisste über den Suchdienst des DRK vielleicht doch noch wiederzufinden.
Im Keller eines halbzerstörten Hauses treffen 2 unserer 3 Protagonisten aufeinander:
die 14-jährige Gisela, einst im großen Bombenangriff auf Hamburg gerade noch aus einem brennenden Schutzraum gerettet, dann ins fränkische Naila evakuiert, "trampte" sie zurück in ihre Heimat, wo sie sich jedoch als Minderjährige illegal aufhielt, was bedeutete, keine Lebensmittel zu erhalten und bei Auffinden in ein Heim eingewiesen zu werden
und der 16-jährige Gert aus Plauen, der vor der dortigen russischen Besatzung zu den "Tommys" in den Norden flüchtete. Vater tot, Mutter nebst seiner kleinen Schwester Barbara verschollen.
Protagonistin Nummer 3 ist "Friede" Wahrlich, die Eigentümerin des Hauses, eine ehemalige Schauspielerin, um die zwei höchst unterschiedliche Verehrer buhlten,
Wir erleben gemeinsam mit ihnen Monat für Monat in datierten Kapiteln die glaubhaft dargestellte schwere Nachkriegszeit. die Folgen der Währungsreform, Scharmützel mit Martha, "Friedes" unfriedlicher und doch irgendwie unentbehrlicher Freundin aus alten Zeiten, bis die Geschichte mit dem Monat Dezember 1955 endet.
Der Schreibstil war "okay", das Cover weist eine interessante Perspektive auf.
Erfreulicherweise ist hinten im Buch ein Stadtplan, sehr gern hätte ich jedoch auch ein Personenverzeichnis - bevorzugt mit Kennzeichnung der realen Personen wie hier z. B. Ida Ehre - und vielleicht auch ein Glossar vorgefunden.
Das Tüpfelchen auf dem "i" bei Romanen mit historischem Hintergrund sind für mich jedoch stets "Anmerkungen von Autor bzw. Autorin"., die ich hier ebenfalls gern vorgefunden hätte.

Trotzdem hat mich diesem Buch recht gut unterhalten und ich empfehle es daher auch gern weiter.