Ein atmosphärisch dichter, historisch bedeutsamer Roman

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
laudibooks_ Avatar

Von

Darum geht es:
Im Hamburg der unmittelbaren Nachkriegszeit kämpfen sehr unterschiedliche Menschen ums Überleben. Die Stadt ist zerstört, der Winter ist hart, und für viele gibt es keinen familiären Halt mehr. Gert und Gisela gehören zu jener Generation, die durch den Krieg entwurzelt wurde und nun ohne Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen lebt. Zuflucht finden sie bei Friede Wahrlich, einer ehemaligen Schauspielerin, die sich in ihr beschädigtes Haus zurückgezogen hat. Obwohl sie selbst von Erinnerungen und Verlusten geprägt ist, entsteht in ihrem Umfeld ein Ort, an dem Menschen einander stützen und gemeinsam versuchen, den Alltag zu bewältigen. Nähe und Zusammenhalt stehen dabei im Kontrast zu den offenen Wunden, die der Krieg hinterlassen hat.

Mein Leseeindruck:
Mit diesem Roman widmet sich Carmen Korn der unmittelbaren Nachkriegszeit und erzählt von Menschen, die in den Trümmern Hamburgs versuchen, weiterzuleben. Ihr Schreibstil ist flüssig und einfühlsam. Sie fängt die bedrückende Stimmung, den Verlust und die Orientierungslosigkeit jener Zeit eindringlich ein, zugleich lässt sie immer wieder leise Hoffnung aufscheinen in einer Zeit, in der sich die Welt neu erfinden muss.

Zwischen Enge, Verlust und Zerstörung gelingt es der Autorin, die Atmosphäre der Nachkriegsjahre spürbar zu machen. Gerade diese Stimmung trägt den Roman und macht ihn zu einem wichtigen Stück Zeitgeschichte. Die historischen Hintergründe wirken gut recherchiert und stimmig in die Handlung eingebettet. Allerdings empfand ich die Handlung insgesamt als sehr ruhig und stellenweise zäh. Auch zu den beiden zentralen Figuren Gisela und Gert konnte ich keinen wirklichen Zugang finden. Sie blieben für mich zu blass, um emotional mit ihnen mitzufühlen oder ihre Entwicklung intensiv nachzuvollziehen. Besonders gut gefallen hat mir hingegen die entstehende Gemeinschaft, die sich im Laufe der Geschichte zu einer Art familiärem Rückhalt entwickelt. Dieses Miteinander, das aus Notwendigkeit entsteht und langsam Wärme und Vertrauen wachsen lässt, gehört für mich zu den stärksten Elementen des Romans.

Fazit:
3/5 ⭐️ Ein atmosphärisch dichter, historisch bedeutsamer Roman, der weniger durch Spannung als durch Stimmung und Zeitgefühl überzeugt.