Ein Tanz zwischen Trümmern und Hoffnung

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mei.ke Avatar

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Zunächst ein paar Worte zum Cover: Die sanften Pastellfarben stehen in einem spannenden Kontrast zum Titel, dessen Scherben eine gewisse Schwere andeuten. Aus der Vogelperspektive sieht man ein junges Paar, das wie in einer stillen Choreografie wirkt – ein Tanz, der Hoffnung und Nähe inmitten der Bruchstücke des Vergangenen ausdrückt und den Blick auf einen Neubeginn lenkt.

Mit „In den Scherben das Licht“ entführt uns die Autorin in das Hamburg der Nachkriegsjahre (1946 - 1955) – eine Stadt zwischen Trümmern und Aufbruch, zwischen Schuld und Hoffnung. Der Roman ist mehr als eine historische Kulisse: Er erzählt von Menschen, die nach Jahren des Krieges den Mut finden müssen, neu anzufangen.
Was sofort auffällt, ist die atmosphärische Dichte. Die Autorin schildert die Realität der Nachkriegszeit so anschaulich, dass man die Kälte der Ruinen und den Hunger der ersten Jahre förmlich spürt.

Und doch: Zwischen den Ruinen blitzt Hoffnung auf. Die Autorin schreibt nicht beschönigend, aber auch nicht düster – sie findet eine gute Balance.
Die drei Hauptfiguren, Friede, Gert und Gisela, sind so unterschiedlich, dass man sich in jedem von ihnen wiederfinden kann. Besonders die Entwicklung von Friede fand ich spannend!
Was mich zusätzlich fasziniert hat, ist die Idee der „Wahlfamilie“. In einer Zeit, in der viele ihre Ursprungsfamilie verloren hatten, entsteht ein Netz aus Freundschaft und Nähe - Blut ist nicht dicker als Wasser. Das kommt hier ganz klar zum Ausdruck.

Und dann die historischen Details – die Währungsreform, der Beginn des Wirtschaftswunders, die verdrängte Schuld. Die Autorin spart die Schatten nicht aus, aber sie überfrachtet den Roman nicht mit Fakten. Alles ist organisch verwoben, sodass man Geschichte nicht als Last, sondern als gelebte Erfahrung begreift.
Der Stil wirkt zunächst ungewohnt, fast wie gesprochene Sprache – direkt, umgangssprachlich und dadurch sehr lebendig.

Mein Fazit: „In den Scherben das Licht“ ist kein leichter Roman, aber ein hoffnungsvoller. Er erzählt von Verlust und Neubeginn, von Freundschaft und Liebe – und davon, wie man in den Scherben das Licht findet.