Sehr berührend

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hoelzchen Avatar

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Endlich ein neuer Roman von Carmen Korn. Der Titel „In den Scherben das Licht“ hätte nicht passender gewählt werden können. Die Geschichte spielt in der frühen Nachkriegszeit Deutschlands. Sie beginnt 1946 in Hamburg. Die Stadt liegt in Trümmern. Die fast 15jährige Gisela kehrt alleine zurück, ihre Eltern sind verschollen. Unterschlupf findet sie im Keller des zwei Jahre älteren Gerts. Das was vom Haus übriggeblieben ist, gehört der Schauspielerin Frieda, sie ist bereits in ihren 60ern und bewohnt das Erdgeschoss. Carman Korn stellt ihren Protagonisten noch viele weitere Figuren an die Seite. Es brauchte einige Zeit, bis sich bei mir ein Lesefluss einstellte. Ein Personenregister hätte ich als sehr hilfreich empfunden und hätte mir die Zuordnung und das Verständnis zu Beginn sehr erleichtert. Der Wechsel der Figuren erfolgt immer schnell, es sind immer kurze Momentaufnahmen ihres Lebens, nach dem ersten Drittel war ich endlich in der Geschichte angekommen. Es ist ein leiser Roman. Carmen Korn schildert Alltagssituationen und das Leben in dieser Zeit. Es war geprägt von Mangel. Der Zeitgeist wird perfekt abgebildet. Über neun Jahre begleiten wir Gisela und Gert. Erleben ihre Entwicklung von der Jugend bis ins junge Erwachsenenalter. Schnell mussten sie erwachsen werden, so alleine auf sich gestellt. Doch der Zusammenhalt untereinander machte es möglich, dass auch sie ihren Weg gefunden haben. Carmen Korn ist eine Meisterin ihres Faches. Sie erweckt ihre Figuren zum Leben und stellt sie authentisch dar. Jeder Zeile merkt man ihre umfassende Recherche an. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das Leben in Hamburg so abgespielt haben könnte. Die Geschichte berührt und macht nachdenklich. Ich reflektiere unser heutiges Leben und empfinde Wertschätzung und eine gewisse Demut stellt sich ein. Der Roman lässt die Kindheit und Jugend meiner Eltern lebendig werden und je mehr historische Romane ich lese, desto besser gelingt es mir, diese Kriegsgeneration zu verstehen. Ein emotionaler Roman, welchen ich sehr empfehlen möchte.