Zwischen Trümmern und Neubeginn

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nele2505 Avatar

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Da mir die Jahrhundert-Trilogie von Carmen Korn schon unglaublich gut gefallen hat, war meine Vorfreude auf dieses Buch entsprechend groß. Und ich wurde nicht enttäuscht. Korn kann etwas, das nur wenige Autorinnen so souverän beherrschen: Sie lässt historische Zeiten nicht nur lebendig wirken, sondern richtig nah an einen heranrücken.

Die Geschichte beginnt im zerstörten Hamburg des Jahres 1946. Zwischen Schutt, Hunger und Kälte begegnen sich Gert und Gisela, zwei junge Menschen, die durch den Krieg fast alles verloren haben. Ihr Treffen im Keller eines Hauses wirkt zunächst zufällig, doch schnell spürt man, wie dringend beide einen Ort brauchen, an dem sie wieder Halt finden können. Diesen Ort bietet ihnen Friede Wahrlich, eine frühere Schauspielerin, deren eigene Vergangenheit zwar schwer auf ihr lastet, die aber trotzdem eine überraschende Wärme ausstrahlt. Ihre Küche wird zum Mittelpunkt einer kleinen Gemeinschaft, die sich gegenseitig stützt und versucht, inmitten der Trümmer ein neues Leben aufzubauen.

Besonders eindrücklich beschreibt Korn den Alltag im Nachkriegswinter. Man spürt die Kälte, den Hunger und die ständige Unsicherheit. Gleichzeitig zeigt sie aber auch, wie viel Kraft in Nähe, Freundschaft und kleinen Gesten steckt. Die Fragen, die alle Figuren begleiten, bleiben über lange Zeit offen: Was ist aus Giselas Familie geworden? Lebt Gerts Schwester vielleicht doch noch? Und welches Schicksal verbirgt sich hinter den Männern, die Friede geliebt hat? Diese offenen Fäden halten die Spannung durchweg hoch.

Was mir am besten gefallen hat, ist die Wärme der Figuren. Korn zeigt ihre Schwächen und Verletzungen, aber auch ihre Entschlossenheit. Niemand wird heroisiert, niemand idealisiert. Alles wirkt glaubwürdig und menschlich, manchmal schmerzhaft, manchmal berührend schön. Man merkt, wie viel Recherche und Feingefühl in jedem Kapitel steckt.

"In den Scherben das Licht" ist ein Roman voller Hoffnung, ohne die harten Seiten der Zeit auszublenden. Wer schon andere Bücher der Autorin mochte, wird hier sofort wieder eintauchen können. Für mich war es genau die Mischung aus historischer Genauigkeit und emotionaler Nähe, die ich mir erhofft hatte. Ein sehr lesenswertes Buch über Neuanfänge und darüber, wie man selbst in dunklen Zeiten Licht finden kann.