Fesselnd, tief, bildgewaltig

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leni_d Avatar

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Maddalena Vaglio Tanets Roman entführt in das Piemont der 1970er Jahre - und in den Wald.

Ein junges Mädchen begeht Selbstmord, eine Lehrerin verschwindet und plötzlich sieht sich ein ganzes Dorf konfrontiert mit dem Unaussprechlichen, mit Gefühlen, die aus der Tiefe des Unbewussten hervorbrechen, und die Protagonisten mit ihren Ängsten und Sehnsüchten konfrontieren.
Während die Dorfbewohner versuchen, das Geschehene zu verstehen und verzweifelt nach der Lehrerin suchen, sinkt diese immer tiefer in das Dickicht des Waldes und ihrer Gefühle und Erinnerungen. Von Schuldgefühlen überwältigt, versteckt sie sich in der Natur, die weder Schuld noch Scham kennt. Sie entzieht sich den Zwängen und moralischen Normen der Gesellschaft und der sozialen Kontrolle. Zugleich wird sie mit ihren verinnerlichten Werten konfrontiert und zu einer Auseinandersetzung mit sich selbst gezwungen.

Die bildgewaltige Sprache der Autorin lässt Wald und Dorf, Gegenwart und Vergangenheit vor den Augen der Lesenden wachsen, und gewährt tiefe Einblicke in die Gefühlswelt der handelnden Personen. Der Wald nimmt einen gefangen, man versinkt in der Geschichte und wächst mit den Protagonisten. Eine absolute Leseempfehlung für alle, die gerne eintauchen in fremde Gefühlswelten, die sich an Sprache erfreuen und Natur schmecken wollen.