Bis ins Letzte ausgereizt

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adhara Avatar

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An diesem 14. Juli verändert sich im Leben dreier Paare so einiges. Denn zum ersten Mal werden Delphine und Denis, Marie und Nicolas, sowie Lola mit ihrem Liebhaber Samuel ihre Masken fallen lassen und Dinge aussprechen, die sie bisher sorgsam verborgen hielten. An sich eine interessante Ausgangslage. Autorin Véronique Olmi steigt denn auch sehr geschickt in den Roman ein: Sie präsentiert den Lesern in kleinen Häppchen die drei Paare, die - zusammen mit den beiden Kindern von Delphine und Denis sowie deren Freunden - in die Normandie fahren, um dort den französischen Nationalfeiertag zusammen zu verbringen. Was zunächst nach liebgewonnener Tradition aussieht, wird zu einem menschlichen Fiasko. Denn alle sechs Erwachsenen spüren, dass eine unsichtbare Grenze überschritten ist und sie sich nicht mehr hinter der Normalität verbergen können. Der Leser, der das Buch "In diesem Sommer" zur Hand nimmt, weiss um diese Situation. Sie wird ihm bereits im Klappentext angekündigt - und auch, dass Delphin und Denis' Tochter Jeanne in einer Gewitternacht verschwinden wird. Das weckt entsprechende Erwartungen.

Leider gelingt es Véronique Olmi nicht, das Tempo, das sie durch die anfänglichen Kurzsequenzen in die Geschichte hinein bringt, zu halten. Je intensiver die Autorin das Thema auswalzt, desto weniger Spannung vermag sie zu halten. Olmi reizt die Story bis zum letzten Detail aus und verspielt damit die anfängliche Leichtigkeit. Die Beziehungsdramen, die sich zwischen den Paaren abspielen und ihre sich langsam verändernde Haltung zu den übrigen Beteiligten, werden zunächst etwas ermüdend, dann langweilig. Erst kurz vor Ende, mit dem Verschwinden Jeannes, kommt noch mal für einen Moment Spannung auf. Doch auch diesen Spannungsbogen vermag Olmi nicht voll aufrecht zu erhalten, er sinkt in sich zusammen und die Geschichte dümpelt ihrem Ende entgegen.

Es ist schade, dass die hoffnungsvollen Ansätze nicht über den ganzen Roman hinweg gehalten werden konnten. So legt Véronique Olmi hier höchstens Mittelmass vor und vergibt die Chance, einen feinfühligen Beziehungsroman zu präsentieren. Auf 260 Seiten werden zu viele Wiederholungen serviert, um dem Ganzen einen tiefsinnigen Charakter zu verleihen. Zwar sind die jeweiligen Dramen, die sich um alle sechs Personen in ihrer Individualität ranken, durchaus dazu geeignet, ein spannendes Beziehungschaos anzurichten, doch da bietet Olmi leider zu wenig, um dies auch wirkunsvoll zu inszenieren.

So bleibt "In diesem Sommer " letztlich ein nettes Lese-Erlebnis, wenn auch mit deutlicher Tendenz zur Langeweile.