Bonjour Tristesse

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takabayashi Avatar

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14. Juli, Nationalfeiertag, ein verlängertes Wochenende am Meer - mehrere Paare machen sich auf den Weg zum Sommerhaus von Delphine und Denis. Diese Treffen haben Tradition, man trifft sich jedes Jahr im Haus in der Normandie, schon seit 16 Jahren..

Ein Szenario, das normalerweise positiv besetzt ist -  Sommer, Sonne, Strand, Meer, Ferien, Freunde, Feste  - scheint in diesem Sommer nurmehr ein sinnloses Ritual, ja fast eine lästige Pflicht zu sein. Alles ist wie immer, und doch auch wieder nicht.

Die Ehe der Gastgeber ist offensichtlich kurz davor, in die Brüche zu gehen. Die beiden Kinder von Delphine und Denis haben ihre Freunde mitgebracht.. Delphine ist froh darüber - je mehr Menschen zwischen ihr und Denis stehen, desto besser. Dann sind da noch Nicolas und Marie: er ist Lehrer, hatte vor 3 Jahren einen Zusammenbruch und kämpft seitdem mit der Depression. Sie ist eine nicht sehr erfolgreiche Schauspielerin und leidet darunter, dass man ihr inzwischen nur noch Großmutterrollen anbietet. Und das dritte Paar besteht aus Lola und Samuel. Lola ist seit eh und je Mitglied der Clique, ehemalige Kriegsreporterin und jetzt Radiomoderatorin; sie bringt jedes Jahr einen anderen Mann mit, auch das hat schon Tradition. Und die Liebhaber werden immer jünger …

Es herrscht eine Stimmung der Midlife Crisis, die Fassaden bröckeln, Lebenslügen werden allmählich unhaltbar, Geheimnisse, die jeder der Protagonisten hat, drängen ans Licht.

Ein Katalysator der Handlung ist der junge Dimitri, der plötzlich auftaucht und sich für Jeanne, die sechzehnjährige Tochter interessiert. Vor allem Delphine ist ihm gegenüber misstrauisch, empfindet ihn als Bedrohung, auch Nicolas hat sein ganz eigenes Problem mit ihm. Realität oder nur Projektion?

Am Ende des Wochenendes haben sich die Konstellationen innerhalb der Beziehungen  verändert, es ist fraglich, ob es im nächsten Jahr wieder das traditionelle Treffen am 14. Juli geben wird..

Was genau sich verändern wird, wird in den meisten Fällen offen gelassen. Für meinen Geschmack bleibt etwas zu viel offen. Genau wie innerhalb der einzelnen Beziehungen zu viele Dinge offen bleiben, nicht angesprochen oder verschwiegen werden. Es fehlen die klärenden Gespräche, es bleibt häufig bei Andeutungen, die falsch ausgelegt werden können. Zum Beispiel will der zwölf Jahre jüngere Samuel - von dem wir so gut wie nichts erfahren - die bindungsunfähige Lola plötzlich unbedingt heiraten. Es ist völlig klar, dass sie das nicht will. Oder doch? Was hat es mit dem mysteriösen Dimitri auf sich?

Für mich war das alles zu düster und letztlich haben mich die Schicksale dieser Leute auch nicht wirklich interessiert, da sie zu wenig Kontur bekommen haben im Laufe des Romans und teilweise sogar recht unsympathisch wirkten. Bei literarischen Personen, die einem ans Herz gewachsen sind, ist man durchaus bereit, unsympathische Züge zu verzeihen, aber dazu war hier nicht genug "Butter bei die Fische", ich konnte mich mit keiner der Personen identifizieren.

Kein schlechtes Buch, aber auch keins, das ich unbedingt weiterempfehlen würde.