Auf Schiene

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Der bekannte Schriftsteller Eduard Brünhofer muss rasch sein neues Werk auf Schiene bringen, um dem Vorschuss vom Verlag gerecht zu werden. Hierfür begibt er sich in einen Zug von Wien-Hütteldorf Richtung München Hauptbahnhof – und trifft auf „eine Frau frühen mittleren Alters“ (kindle, Pos. 35). Obwohl er ungerne spricht, wird er in einen Dialog verstrickt, den wir im Folgenden lesen dürfen.

Eine gesamte Zugfahrt lang, nämlich von Wien nach München, zeigt Catrin Meyr Interesse an ihrem zufälligen Reisebegleiter, der ihr im Viererabteil schräg gegenüber sitzt. Mit einer spannenden Verquickung aus Gespräch mit Meyr und eigenen Gedanken Brünhofers versetzt Glattauer den Leser in die Lage des Beobachters und Zuhörers einer spannenden Bahngeschichte, die unglaublich gut unterhält, obwohl sie so einfach gestrickt ist – oder auch gerade deswegen. Humorvoll, selbstironisch, ein wenig autobiografisch (?) kommt dieses Bahngeplänkel daher und zaubert auch dem Leser da und dort ein Schmunzeln ins Gesicht. Heitere Momente, nachdenkliche Sätze, persönliche, ja fast aufdringliche Fragen lassen diese Reise kurzweilig dahingleiten, mitunter einen Stopp einlegen in manch einer Station wie Amstetten oder Attnang-Puchheim und nach kurzen Dehnübungen die beiden Hauptfiguren und gleichsam den Leser weiterreisen bis zum erquickenden Zielbahnhof, der noch für eine besondere Überraschung gut ist.

Dieses schmale, aber umso vergnüglichere Büchlein ist nicht nur Stationsführer von da nach dort, nein, die Reise mit zwei, mitunter auch drei Gästen im Viererabteil ist auch für den Leser eine erbauenden und erquickliche Reise zum Geheimnis von glücklichen Langzeitbeziehungen – oder gibt es etwa gar kein Geheimnis? Leseempfehlung!