Begegnungen im Zug

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bookworld91 Avatar

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Die Bahn ist ein viel genutztes Transportmittel. Ob in den Urlaub oder zur Arbeit- viele Deutsche nutzen sie tagtäglich. Dabei kommt es immer wieder zu mehr oder weniger skurrilen Begegnungen. In Daniel Glattauers „In einem Zug“ wird eine solche Begegnung exemplarisch beschrieben.

Eduard Brünhofer ist Autor, der seit längerem kein Buch mehr geschrieben hat. Er reist für ein Treffen mit seinem Verleger von Wien nach München. Dabei gerät er eher unfreiwillig ins Gespräch mit der Frau mittleren Alters, die mit ihm im Abteil sitzt. Catrin Meyr. Sie stellt sich als Therapeutin vor und versteht es, Brünhofer in ein Gespräch zu verwickeln. Während sie durchs Land fahren und die Grenze überqueren, sinnieren sie über das Leben, die Liebe und zwischenmenschliche Beziehungen. Doch dann kommt die Wahrheit ans Licht…

Ich habe mir Glattauers Roman in Erwartung an Unterhaltung für Zugfahrten durchgelesen. Und dies trifft es auch ziemlich gut. Ich kann Eduards Gedanken als Reisende gut nachvollziehen und fühle mich fast, als hätte auch ich in dem Abteil Platz genommen und wäre Zeugin dieser Unterhaltung geworden. Interessant ist, wie Catrin es versteht, Eduard zum Denken und auf neue Ideen zu bringen. Da versteht es sich fast von selbst, dass nicht alles an dieser Begegnung Zufall ist. Wenn wirklich gut interagiert wird, ist das Buch spannend und flüssig zu lesen.
Was mich allerdings ein wenig gestört hat war, wie sehr sich die Dialoge teilweise gezogen haben. Dazu passt auch, dass Glattauers Worte sich quasi im Kreis drehten und häufiger als nötig von Verspätung und Stationen (vor allem der Frage wann wer aussteigt) die Rede ist. Ich hatte oft den Eindruck, ein Thema könnte abgekürzt viel besser rüberkommen- aber das ist wie mit einer Zugfahrt: es zieht sich. Ich bin sicher, dass es bessere Werke des Autors gibt und gebe vier Sterne für Unterhaltungen im Zug.