Einmal durchatmen und sich treiben lassen.

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Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie nach einem anstregenden Tag nach Hause kommen und der Alltag sich als so schwere Last auf den Schultern niedergelassen hat, dass sie droht einen zu erdrücken? Dieses Gefühl der Enrgielosigkeit, dass mich persönlich dazu bringt mir essen zu bestellen, mich aufs Sofa zu setzen und stundenlang auf TikTok zu scrollen. In solchen Momenten ist allein mir normalerweise allein die Idee, jetzt noch zu lesen vollkommen fern. Es erscheint mir dann viel zu anstrengend.

Nicht so bei Daniel Glattauers "In einem Zug". Der Roman liest sich leicht und das Gefühl greift durch den Roman auf den Leser über. Ich habe mich zwischendurch gefragt, warum ich den Roman so genieße und ich bin mir sicher, dass es an der schamlosen Ehrlichkeit des Protagonisten liegt.

So bekommt der Leser einen sehr intensiven Einblick in die Gedanken des Protagonisten. Der Protagonist, ein sehr bekannter Autor, ist dabei auf seine ehrliche, teils dreiste, aber dabei so authentische Art, derart sympathisch, dass man selber schnell in den Zug einsteigt. Der mann im Zug ist, wie ich sagen würde, "relatable".

So, aber genug über meine Gefühle. Um was geht es denn nun? Ganz einfach: Es geht um einen Mann, der Gedanken und Interaktionen mit anderen Zuggästen beschreibt, die uns sicherlich allen schon einmal im Rahmen einer langen Zugreise gekommen sind. Dabei lernt er eine Frau, eine Psychotherapeutin, kennen, mit der er sich über die Liebe, Beziehungen und die Ehe unterhält. Dieses Gespräch ist nicht nur unglaublich intelligent. Auf eine zweite Weise ist das Lesen interessant, weil ich mich als Leserin immer wieder gefragt habe: Schreibt Glattauer über sich selbst?

Grundsätzlich ist das natürlich ein Gedanke, der immer kommt, wenn man liest: Wie viel vom Autor steckt im Buch? Aber dadurch, dass es sich bei dem Protagonisten ebenfalls um einen Autor handelt, drängt sich die Frage noch viel mehr auf. In gewisser Weise hat dieser Gedanke für mich oft die "vierte Wand", wie man im Theater sagen würde, gebrochen und ich habe darüber nachgedacht, wie ein Leben als berühmter Autor wohl sein mag.

Alles in allem: Ich empfehle das Buch allen, die einer Leseflaute entkommen wollen, die dem Alltag entfliehen wollen. Denn Daniel Glattauer nimmt einem diese Last für ein paar Stunden ab.