Geistreicher Beziehungs-Talk
4,5 Sterne
Ich habe diesen neuesten Roman von Daniel Glattauer auch tatsächlich "in einem Zug" gelesen, wenn auch nicht in einem Zug durch. Dazu waren es doch zu viele Seiten und ich bin nur in Wien hin und her gegondelt auf meinem Weg zur Arbeit.
Dadurch, dass die beiden Protagonisten ihre Reise ebenfalls in Wien beginnen, fühlte ich mich ihnen gleich noch etwas mehr verbunden. Umso mehr überraschte mich dann schon bald, wie intensiv und auch privat sich die beiden unterhalten, die sich vor ein paar Minuten noch so fremd waren. Bei einer Fahrt saß ich zum Beispiel ebenfalls in so einem offenen 4er, mir schräg gegenüber ein Herr - und ich würde sicher nie auf die Idee kommen, ihn in ein Gespräch zu entwickeln. Zumal ich bei der Zugfahrt meine Zeit ja mit Lesen verbringen will.
Unsere beiden Reisenden aber praktizieren etwas, das derzeit gerade bei langen Flügen als "raw-dogging" bezeichnet wird. Keine Ablenkung durch Bücher, Musik oder Handyspiele, sondern einfach nur mit seinen Gedanken allein sein und die Zeit vertrödeln bis man angekommen ist. Da fällt es wohl auch leichter, jemanden mal anzusprechen. Und die kleinen Piccolo-Fläschchen aus dem Bordrestaurant leisten wohl auch ihren Beitrag, um die Zunge bei Eduard zu lockern. Hinzu kommt noch die Frage-Technik und Hartnäckigkeit der Paartherapeutin.
Was dann nämlich über die nächsten Stunden folgt, ist Daniel Glattauer wie ich ihn kenne und liebe. Ein Dialog über das Leben und die Liebe, geistreich, schlagfertig, mit Wortwitz und einem Hauch von trockenen Humor. Nur die Flirterei fehlt hier, sonst wäre es durchaus mit Leo und Emmi aus "Gut gegen Nordwind" zu vergleichen. Ab und an schweift der Erzähler auch mal ab und erzählt uns Lesern etwas, was er nicht mit seinem Gegenüber teilt. Dadurch lernen wir Eduard auch ziemlich gut kennen, währenddessen Catrin Meyr deutlich geheimnisvoller bleibt. Trotzdem finde ich es gut, dass Glattauer diese Geschichte nur aus einer Perspektive heraus erzählt. In den letzten Jahren habe ich viel zu oft Bücher gelesen, in denen es verschiedene Erzähler und/oder Perspektiven gab, und nicht immer fand ich das zum Vorteil der Geschichte.
Hier aber stimmte für mich wieder alles! Nur ein bisschen länger hätte es ruhig sein dürfen.
Ich habe diesen neuesten Roman von Daniel Glattauer auch tatsächlich "in einem Zug" gelesen, wenn auch nicht in einem Zug durch. Dazu waren es doch zu viele Seiten und ich bin nur in Wien hin und her gegondelt auf meinem Weg zur Arbeit.
Dadurch, dass die beiden Protagonisten ihre Reise ebenfalls in Wien beginnen, fühlte ich mich ihnen gleich noch etwas mehr verbunden. Umso mehr überraschte mich dann schon bald, wie intensiv und auch privat sich die beiden unterhalten, die sich vor ein paar Minuten noch so fremd waren. Bei einer Fahrt saß ich zum Beispiel ebenfalls in so einem offenen 4er, mir schräg gegenüber ein Herr - und ich würde sicher nie auf die Idee kommen, ihn in ein Gespräch zu entwickeln. Zumal ich bei der Zugfahrt meine Zeit ja mit Lesen verbringen will.
Unsere beiden Reisenden aber praktizieren etwas, das derzeit gerade bei langen Flügen als "raw-dogging" bezeichnet wird. Keine Ablenkung durch Bücher, Musik oder Handyspiele, sondern einfach nur mit seinen Gedanken allein sein und die Zeit vertrödeln bis man angekommen ist. Da fällt es wohl auch leichter, jemanden mal anzusprechen. Und die kleinen Piccolo-Fläschchen aus dem Bordrestaurant leisten wohl auch ihren Beitrag, um die Zunge bei Eduard zu lockern. Hinzu kommt noch die Frage-Technik und Hartnäckigkeit der Paartherapeutin.
Was dann nämlich über die nächsten Stunden folgt, ist Daniel Glattauer wie ich ihn kenne und liebe. Ein Dialog über das Leben und die Liebe, geistreich, schlagfertig, mit Wortwitz und einem Hauch von trockenen Humor. Nur die Flirterei fehlt hier, sonst wäre es durchaus mit Leo und Emmi aus "Gut gegen Nordwind" zu vergleichen. Ab und an schweift der Erzähler auch mal ab und erzählt uns Lesern etwas, was er nicht mit seinem Gegenüber teilt. Dadurch lernen wir Eduard auch ziemlich gut kennen, währenddessen Catrin Meyr deutlich geheimnisvoller bleibt. Trotzdem finde ich es gut, dass Glattauer diese Geschichte nur aus einer Perspektive heraus erzählt. In den letzten Jahren habe ich viel zu oft Bücher gelesen, in denen es verschiedene Erzähler und/oder Perspektiven gab, und nicht immer fand ich das zum Vorteil der Geschichte.
Hier aber stimmte für mich wieder alles! Nur ein bisschen länger hätte es ruhig sein dürfen.