Großartiger Familienroman

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strandmöwe Avatar

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"In Liebe, deine Lina" ist das erste Buch, dass ich von Barbara Leciejewski gelesen habe.
Es hat mir sehr gut gefallen und ich freu mich nun schon auf den Nachfolgeband.

Lina wächst in ärmlichen Verhältnissen in einen winzigen Dorf in der Pfalz auf.
Von klein auf ist sie mit Albert, dem Sohn einer angesehen und reichen Familie, befreundet. Als sich daraus eine große Liebe entwickelt und Lina schwanger wird, kommt es zum Bruch.
Albert kann sich den Eltern nicht widersetzen und Lina muss ihr Kind allein großziehen, verachtet von der Dorfgemeinschaft.
Jugendfreund Karl, ebenfalls das Kind einer ledigen Mutter und vertraut mit der Ablehnung der Dorfgesellschaft, ist seit langem in Lina verliebt und nimmt sie und Charlotte mit nach Bremen. Dies eröffnet ihr und ihrer Tochter Charlotte ein Leben in einer glückliche Ehe und Familie und den gesellschaftlichen Aufstieg.

Das Buch ist wirklich wunderbar geschrieben und hat mich sofort mitgenommen.
Ich mochte Lina, Karl und Albert von Anfang an. Und auch wenn Albert sich auf Druck der Eltern von Lina und seiner Tochter Charlotte abwendet, so bleibt er doch bis zum Ende eigentlich ein sympathischer Mann. Und Karl ist eigentlich zu gut für diese Welt. Als Mensch von der Dorfgemeinschaft in ihrer widerlichen Doppelmoral abgelehnt, als Arbeitskraft aber jederzeit gern in Anspruch genommen, ist er Lina ein wunderbarer Ehemann und Charlotte ein liebevoller Vater.
Besonders gut hat mir im Buch das Verhältnis zwischen Karl und Charlotte gefallen. Die Liebe, die sie füreinander empfinden, die Angst den anderen zu verletzten und den Kampf, den Karl mit sich ausmacht, als Charlotte Kontakt zu ihrem leiblichen Vater sucht, gehen wirklich ans Herz.

Die Nebenfiguren in Mühlbach durchaus unterhaltsam. Linas Vater und ihre Brüder stehen zu ihr, die Frauen der Brüder zeigen eher deutlich, dass die Ehe eine Zweckgemeinschaft war.
Linas Freundin Klara und auch die Hebamme Christoffel schließt man wirklich schnell ins Herz.
Dagegen steht die offene und lockere Gesellschaft der Freunde von Lina und Karl in Bremen. Linas Bruder Walter hätte ich da sehr gewünscht, dass er das Unerhörte wagt und ebenfalls aus Mühlbach wegzieht.

Charlotte verbindet seit Kindertagen eine Brieffreundschaft mit August, den Sohn von Linas Freundin Klara aus Mühlbach.
August will Musikant werden. Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges erreicht er sein Ziel und ist in England mit einer Kapelle unterwegs.
Dort endet dann auch das buch.
Es lässt mich nun sehr neugierig auf Charlottes und Augusts Gesichte zurück.

Das Cover gefällt mir. Von der Kleidung der Personen würde ich allerdings eher eine Geschichte in den 30er Jahren vermuten und nicht um die Jahrhundertwende bis 1914.