Geschichte und Geschichten...

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botte05 Avatar

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„Sommer 1938: Layla Beck, Senatorentochter aus Washington, wird nach einer geplatzten Verlobung von ihrem Vater enterbt und in das verschlafene Örtchen Macedonia in West Virginia geschickt, wo sie als Stadtschreiberin fungieren soll.

Layla tobt vor Wut, in ihren Augen kann sie dort nur völlig verrückt werden vor Langeweile. Und so erreicht sie die Stadt mit nur einem Ziel: so schnell wie möglich wieder von dort zu verschwinden. Die Geschichte des kleinen Ortes scheint für dieses Vorhaben auch bestens geeignet zu sein, denn sie ist äußerst kurz und ereignislos. Doch als Layla ihr Zimmer im Haus der Romeyns bezogen hat und die Bewohner näher kennenlernt, wird ihr schnell bewusst, dass das Leben dort einige Überraschungen für sie bereithält. Auch hinter der Fassade der altehrwürdigen Strumpfwarenfabrik scheint mehr zu stecken, als man ihr anfangs sagen will. Und am Ende wird Layla nicht nur die Geschichte der Stadt, sondern auch die von manchen Bewohnern kräftig durcheinanderwirbeln und völlig neu schreiben.“ Zitat Buchbeschreibung

Die Romeyns haben schon öfters Untermieter beherbergt, aber was ihnen an diesem heißen Tag schneeweiß gekleidet ins Haus flattert, ist so gar nicht das Ideal einer geeigneten Untermieterin. Insbesondere Jotti, die Seele des Haushalts und Schwester des Hausherrn Felix, hat so ihre Meinung von dem Fräulein. Die Kinder Willa und Bird finden einen so schillernden Hausgast primär interessant und evtl. sogar nachahmenswert. Zum Hausstand gehören dann noch zwei Tanten Minerva und Mae.

Der Erzähler in dem Buch wechselt immer wieder. Überwiegend erzählt Willa aus ihrer Sicht, dann wird – mehr von außen – berichtet und dann ist das Buch immer wieder durch Briefwechsel unterbrochen, die primär von Layla geschrieben und empfangen werden.

Layla ist nun in gewissem Grade bemüht, sich er Geschichte Macedonia’s zu nähern. Ein schier unmögliches Unterfangen, da die Geschichte und die Berühmtheiten danach variieren, wer gerade befragt wird und erzählen darf, insbesondere spielen vermeintliche Verwandtschaftsgrade eine gewisse Rolle. Und auch die fremdenführerischen Ambitionen von Felix dienen nicht unbedingt dem Fortgang der geplanten Broschüre. Wenn es hingegen um den Bereich Klatsch geht, scheint Jotti ein Quell unerschöpflichen Wissens zu sein. Aber irgendwie schlummern in Macedonia und der Familie Romeyn auch Geheimnisse. Wenn man sie ahnt, sind sie schon wieder weg.

Willa wird langsam erwachsen und bekommt viel mit, was nicht unbedingt aus pädagogischen Gründen immer so erstrebenswert ist. Durch gezielte Fragen, sich dumm stellen oder Lauschen erweitert sie ihre Kenntnisse um Personen und Örtlichkeiten. Und vor ihrem Forscherdrang bleibt keiner verschont, so dass sich hier ihre ganz eigene Geschichte von Macedonia schreibt.

Laut Buchbeschreibung und erstem Eindruck aus der Leseprobe soll Layla ja nun allerorts für Wirbel und Unruhe sorgen. Ich habe diese nicht gefunden. Insgesamt finde ich das Lesen dieses Buches recht mühsam und über größere Passagen anstrengend. Es gibt eine große Anzahl an vermeintlich wichtigen Nebendarstellern, die alle irgendwie etwas zu allem beizutragen haben. Willa hingegen scheint sich selbst und ihre Vergangenheit zu finden, um erwachsen werden zu können. Immer wieder gespickt mit mutmaßlich echten Begebenheiten und eben Ereignissen, die eher der Phantasie der Bürger Macedonia’s – und damit der Autorin - entsprungen sein könnten, plätschert die Geschichte für mich so vor sich hin. Ich vermisse Höhepunkte, Überraschungen oder Skandale.

Das Buchcover ist für mich eine gelungene Überraschung! Schön, angenehm floral gehalten, lässt es sich mit minimalem Aufwand in ein geschmackvoll verpacktes Geschenk verwandeln. Eine wirklich hübsche und gelungene Idee.

Rezension: Annie Barrows, In Liebe, Layla, Literatur, btb Verlag, Broschiert, 608 Seiten, 12,99 €, Erscheinungsdatum: 11.04.2016