Kleinstadt schreibt Geschichte

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borstelmaus Avatar

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Senatorentochter Layla Beck, der es bis jetzt an nichts fehlte und die ein sorgenfreies, unbeschwertes Leben führen konnte, muss sich nach einer ausgeschlagen Verlobung auf eigene Füße stellen. Ihr Vater ist nicht länger willens, das lockere Leben der Tochter zu finanzieren, daher soll Layla selbst arbeiten. Dazu wird sie auf einen einsamen Außenposten nach Macedonia, West Virginia verbannt. Dort soll die Stadtgeschichte anlässlich des 150. Jubiläums geschrieben werden. Die Ankunft Laylas ist schon herrlich skurril beschrieben, da die Vermieter ihres Pensionszimmers etwas durchgeknallt erscheinen. Hier die nächsten drei Monate zubringen? Noch dazu in heißer Sommerhitze? Es kommt Layla wie eine Ewigkeit vor. Die Erzählung nimmt langsam Fahrt auf, so wie ein schwüler, träger, heißer Sommertag, an dem sich niemand rühren möchte und man trotzdem immerzu nur klebt und schwitzt. Jede neue Einzelheit der Figuren in dieser Kleinstadt Macedonia erfrischt wie ein zarter Lufthauch in dieser Sommerhitze. Ja, der Erzählstil entwickelt sich langsam, aber dadurch kommt die Trägheit dieser Kleinstadt, wo vieles lange nicht gesagt werden darf und es in diesem Sommer unerträglich heiß ist, so richtig schön raus. Interessant, zu welchen Schlüssen Jung und Alt in der gleichen Situation kommen. Es wird u.a. ein spannender Einblick in die Gedankenwelt der 12 jährigen Willa gegeben, die durch diese Ereignisse die Schwelle zur Erwachsenenwelt überschreitet. Auch tragisch zu sehen, wie EIN Mensch mit seinen charismatischen Eigenschaften für Glück und Unglück einer ganzen Familie verantwortlich sein kann. Wie Layla ihre Aufgabe als Schreiberin der Chronik von Macedonia meistert, welche unterschiedlichen Geschichten und Ansichten ihr dabei berichtet werden, ist einfach wunderbar zu lesen. Mir war das Buch an keiner Stelle zu lang erschienen, alles gerade richtig, vor allem die Dialoge und teilweise unausgesprochenen Dinge zwischen den Zeilen. Auch die unterschiedlichen Sichtweisen, mal als Briefe von Layla an ihre Freunde und Familie, mal aus der Sicht von Willa oder ihrer Tante Jottie tragen zur Abwechslung bei. Allerdings ist dies auch mein erster Kontakt mit der Autorin Annie Barrows, daher kann ich keine Vergleiche zum Vorgängerbuch anstellen. Ich werde dieses Buch weiterempfehlen, denn mir hat es sehr gut gefallen.