Zwischen Albträumen & Blutküssen – eine düstere Verführung, die nachhallt

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sybby88 Avatar

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Ich liebe Bücher, die mich gleich mit dem ersten Satz in eine andere Welt ziehen – und genau das hat In the Shadows We Wait von Alessia Gold getan. Schon nach wenigen Seiten war ich völlig versunken in dieser düsteren, geheimnisvollen Atmosphäre, in der jeder Schatten eine Geschichte erzählt und jedes Flüstern etwas Unheilvolles verspricht.

Xara, die Hauptfigur, hat mich sofort berührt. Sie wirkt am Anfang so verloren – adoptiert, geplagt von Albträumen, auf der Suche nach Antworten – und trotzdem spürt man von Beginn an diese Stärke in ihr. Als sie nach Rumänien reist, um ihre Vergangenheit zu ergründen, ahnt man, dass sie sich dabei selbst verlieren könnte. Und dann tauchen Dorian und Juraj auf – zwei Männer, die wie Licht und Dunkelheit sind, wie Spiegel ihrer inneren Zerrissenheit.

Dorian ist einer dieser Charaktere, die man nicht vergessen kann: gefährlich, kontrolliert, aber mit einer Traurigkeit, die fast weh tut. Juraj dagegen ist geheimnisvoll, loyal, und doch nicht durchschaubar. Ich mochte, wie Gold es schafft, dass man nie weiß, wem man trauen kann. Diese Ungewissheit zieht sich durch das ganze Buch und hat mich komplett in ihren Bann gezogen.

Was ich an der Geschichte am meisten liebe, ist die Atmosphäre. Nebelverhangene Landschaften, alte Gemäuer, dieses Gefühl von Zeitlosigkeit – man kann die Kälte, den Duft von Erde und Stein fast spüren. Der Schreibstil ist poetisch, manchmal schmerzhaft schön, und Alessia Gold hat ein unglaubliches Talent dafür, Emotionen greifbar zu machen. Es gibt Momente, in denen Xaras Angst so real wirkt, dass ich beim Lesen den Atem angehalten habe.

Ja, die Geschichte nimmt sich Zeit. Sie ist kein schneller Pageturner, sondern eher wie ein Tanz im Dunkeln – langsam, verführerisch, mit jeder Seite ein Stück tiefer ins Unbekannte. Aber genau das mochte ich. Dieses langsame Entfalten, das Spiel mit Erinnerung, Begehren und Identität – es fühlt sich an, als würde man selbst Teil dieses Rätsels werden.

Ich hatte beim Lesen ständig das Gefühl, dass hier etwas viel Größeres lauert – etwas, das man nur erahnen kann. Und das Ende? Uff. So viele offene Fragen, so viele Emotionen. Ich war gleichzeitig frustriert und begeistert – ein typisches Zeichen dafür, dass ein Buch mich wirklich erwischt hat.

In the Shadows We Wait ist kein Buch, das man einfach liest und weglegt. Es bleibt. In den Gedanken, im Gefühl. Es ist düster, sinnlich, manchmal brutal ehrlich, und gerade deshalb so intensiv. Für mich war es eine der schönsten Überraschungen dieses Genres – perfekt für alle, die Vampirromantik lieben, aber auch Tiefe und Schmerz nicht scheuen.