Eine Geschichte voller Nervenkitzel, Überraschungen, witzigen KIs und sympathischen Charakteren.

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rosecarie Avatar

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Wir schreiben das Jahr 2257. Kira Navárez ist mit ihrer Crew auf Forschungsmission und stolpert versehentlich über ein außerirdisches Relikt. Mit diesem Sturz ändert sich alles. Ein merkwürdiges fremdes Material scheint sich mit ihr zu verbinden, umschließt sie und lässt sie nicht mehr gehen. Sie wird vollständig von ihm eingeschlossen und ist von da an wie eine zweite Haut. Es scheint eine Seele zu haben und ein Gedächtnis, welches Kira sich jetzt mit ihm teilen muss. Es ist schwer zu kontrollieren und schlägt bei Gefahr wild um sich. Bald findet sich Kira in einer Situation wieder, in der sie die einzige Chance der Menschheit ist, sie gegen eine Armee blutrünstiger Außerirdischer verschiedenster Spezies zu verteidigen.

Das ist wirklich eine magere Beschreibung der vielen Dinge, die in dieser außergewöhnlichen Geschichte passieren…

Ich bin gut in das Buch gestartet. Die Schreibstil liest sich angenehm und man kommt schnell durch die Seiten. Trotzdem habe ich für diese Geschichte eine gefühlte Ewigkeit gebraucht. Das Buch braucht sehr viel Vorlauf, da es sich um eine komplexe Welt und eine noch komplexere Geschichte handelt, die erstmal eingeführt werden muss. Sehr lange war mir gar nicht klar, wo das ganze hinführen soll. Außerdem werden unseren Held*innen so viele Steine in den Weg gelegt, dass man glaubt, es würde niemals enden. Immer, wenn ich geglaubt habe, sie kämen der Lösung nah, ging irgendwas schief. Kira scheint echt das Unglück anzuziehen. Entweder hat sie Pech oder wahnsinnige Ideen oder ist lebensmüde, aber immer reißt sie andere mit ins Unglück. Es war fast nicht auszuhalten… Das Buch war an einigen Stellen so stressig. Mehr als einmal hab ich innerlich "neeeeeiiin" geschrien und mich gefragt, wie man jetzt aus so einem Dilemma wieder rauskommen soll.

Das Buch ist lang, aber so richtige Längen habe ich eigentlich nicht wahrgenommen. Gut, mit den vielen physikalischen, chemischen und technischen Erklärungen und Beschreibungen wollte er sicher nur angeben :D die hatten meines Erachtens keinen Mehrwert für die Geschichte.

Die Charaktere mochte ich alle gerne. Sie ergänzen sich gut. Kira ist stark, mutig und klug. Sie ist nicht ohne Fehler – sie macht sogar ständig Fehler… Aber sie ist selbstlos und immer darauf bedacht, das Richtige zu tun. Auch, wenn nicht immer klar ist, was das überhaupt ist.

Kiras Entwicklung durch die gesamte Geschichte fand ich beeindruckend. Sie lernt dazu, lernt mit Rückschlägen umzugehen, steht immer wieder auf, egal, wie oft sie fällt. Es hat mich nur gestört, dass Kira sich ständig für alles Mögliche die Schuld gibt, obwohl sie ganz offensichtlich keinen Einfluss auf die Geschehnisse hatte oder es nicht besser wissen konnte... Alle paar Seiten denkt sie darüber nach, was sie hätte anders machen können und "hätte ich doch bloß..." Das war etwas zu viel des Guten. Sie hat sich und ihren Handlungen einfach zu viel Bedeutung beigemessen.

Kiras selbsternanntes Ziel ist nun die Rettung der Menschheit, sogar die Rettung des gesamten Universums. Diesem hohen Ziel muss sie sich glücklicherweise nicht alleine stellen. An ihrer Seite kämpfen ganz wunderbare, einzigartige Menschen. Zu Beginn sind erstmal andere Charaktere im Fokus, welche schnell an Bedeutung verlieren. Schade eigentlich, denn ich mochte sie. Die Figuren in diesem Buch sind dem Autor wirklich genial gelungen. Allesamt Sympathieträger*innen mit Ecken und Kanten und einigen Macken, die ich im Verlauf des Buches lieben gelernt habe. Ich habe mich in der Crew der Wallfish richtig wohlgefühlt. Ihr humorvoller, wertschätzender Umgang miteinander war einfach schön :) Die Figuren handelten alle nachvollziehbar und waren in ihren Dialogen und Gedanken authentisch. Ich will nicht zu viel verraten, lernt die Charaktere lieber selbst kennen, denn das ist der halbe Spaß.

Der Autor hat so viele kreative Ideen, die manchmal meine Vorstellungskraft gesprengt haben :D Das Buch ist lang, denn es musste viel beschrieben werden, weil viele Dinge einfach nicht existieren und schwer vorzustellen sind. Die vielen Details und bildhaften Beschreibungen machten die Geschichte erst lebendig. Es lohnt sich, durchzuhalten. Ich hätte auch noch länger in dieser erstaunlichen Welt bleiben können :) Der Umfang des World Buildings ist wirklich riesig.

Die Auflösung war merkwürdig. Ich bin mir nicht sicher, ob ich damit zufrieden bin. Ein interessantes, unerwartetes Ende. Aber ich glaube, ich hätte mir ein anderes gewünscht.

Ein umfangreiches, kreatives, manchmal auch verwirrendes Werk, das ich problemlos weiterempfehlen kann.