Konnte mich leider nicht richtig packen

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liisa Avatar

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INHALT
Bei der Untersuchung eines Planeten stürzt Forscherin Kira in eine Felsspalte und kommt mit einer fremden Substanz in Kontakt, womit sie eine Kette von weitreichenden Ereignissen in Gang setzt. Es folgt ein Weltraumabenteuer, in dem es um die Entdeckung fremder Spezies, eine lange Reise ohne klares Ziel und vor allem um Krieg geht.

MEINUNG
Ich hatte von Anfang an bedenken, ob die Geschichte überhaupt etwas für mich ist. Aber weil ich die Eragon-Reihe so sehr mochte, war ich zu neugierig auf Infinitum, um es nicht zu lesen. Dass mich das Buch nicht wirklich überzeugen konnte, liegt daher vor allem an meinem persönlichen Geschmack.
Die gesamte Geschichte wird aus Kiras Sicht geschildert. Das ist einerseits gut, weil so nicht noch mehr Komplexität reingebracht wurde, anderseits könnte ich mir vorstellen, dass etwas Abwechslung in der Erzählperspektive bei ca. 900 Seiten ganz gutgetan hätte. Dazu kommt, dass Kira nicht unbedingt mein Lieblingscharakter war. Anfangs mochte ich sie noch ganz gern, sie war offen, neugierig, mutig, eine starke Protagonistin, mit der ich mitfühlen konnte. Irgendwann ab der Hälfte merkte ich aber, dass ich mich – anders als sonst - immer mehr von ihr distanzierte, als mich ihr näher zu fühlen. Durch ihr Schicksal wirkte sie auf mich immer unnahbarer, fast schon übermenschlich und zu perfekt. Irgendwann war ich tatsächlich eher genervt von ihrer Art und, dass sie, egal welche Probleme aufkamen, sofort eine Lösung parat hatte. Hätte sie einen auch nur annähernd ebenbürtigen Charakter an ihrer Seite gehabt, wäre meine Sympathie für sie vielleicht nicht verloren gegangen.
Die Nebencharaktere, genauer gesagt die Mitglieder der Crew, mit der Kira im Laufe der Geschichte zusammenstößt, sind mir deutlich stärker ans Herz gewachsen. Eigentlich waren Falconi, seine Crew und das Schiffsgehirn seines Raumschiffs sogar mein persönliches Highlight der ganzen Geschichte.
Die Handlung ist unvorhersehbar, aber nicht wirklich abwechslungsreich. Die meiste Zeit war mir gar nicht klar, welches Ziel die Protagonistin überhaupt gerade verfolgt. Es gab keinen richtigen Spannungsbogen, sondern für mich war die Handlung eher durchwachsen. Während der Anfang mich mit dem Einblick in eine interessante neue Welt und eine spannende Zukunftsvision gefangen genommen hat, verlor sich die Geschichte auf den langen Reisen durch das All immer wieder. Teilweise war es mir einfach zu abstrakt. Bis zum letzten Drittel haben mir die Zwischenmenschlichen Beziehungen gefehlt, die mich mehr mitfühlen und mitfiebern lassen als jede Kampfszene, von denen es einige gab und für die ich mich einfach nicht begeistern konnte.
Insgesamt hatte ich das Gefühl, der Fokus lag eher auf dem detailliert ausgearbeiteten und komplexen Worldbuilding sowie auf logischen Zusammenhängen, als auf den Charakteren oder spannenden Twists im Handlungsverlauf. Man merkt, wie gut durchdacht die Hintergründe sind, die Welt wirkt authentisch und es ist fast als würde Realität und Fiktion miteinander verschmelzen. Technische Vorgänge werden ausführlicher erklärt als eigentlich notwendig wäre (vor allem, da es ein Glossar gibt), wodurch die Handlung immer wieder ins Stocken gerät. Auch die vielen sperrigen Fachbegriffe haben meinen Lesefluss mehr gestört als dass sie die Geschichte bereichert haben. Sie haben den Text nicht nur anspruchsvoll gemacht, sondern fast schon überladen. Vor allem finde ich aber, dass sie dem sonst so schönen, bildhaften Schreibstil etwas von seiner Wirkung genommen haben.

FAZIT
Bei dieser Länge muss eine Geschichte mich schon richtig packen, damit ich von Anfang bis Ende dranbleibe. Das hat Infinitum leider nicht geschafft. Trotzdem bin ich sicher, dass Paolini hier eine großartige Welt geschaffen hat, die noch viele Leser*innen begeistern wird.