Düstere, bedrohliche Stimmung - beeindruckend beschrieben

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corsicana Avatar

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Aaron Falk ist bei der Federal Police in Melbourne in Australien, zuständig für Steuerfahndung.
Das hört sich zunächst nicht so spannend an - ist es aber. Denn, wie heißt es so oft bei der Tätersuche: "Folge dem Geld". Und so gerät Falk immer wieder in Ermittlungen der örtlichen Kriminalpolizei.

Hat die Autorin Jane Harper in ihrem Debüt "The Dry" (erscheint jetzt unter "Hitze" als Taschenbuch) Aaron Falk noch in seinen Heimatort im trockenen, dürren, staubigen Outback Australiens geschickt, so ist diesmal ein dicht bewaldeter Gebirgszug der Ort der Handlung. Es ist feucht, kalt, dunkel und bedrohlich. Der Wald verschluckt alles - auch das Mobilfunknetz.

Und wenn man bei der Lektüre von "The Dry" die Hitze und den Staub quasi spüren konnte, so fröstelt und bangt man diesmal in den dunklen, undurchdringlichen Wäldern.

In diesen Wäldern findet eine Teambuilding-Maßnahme statt. Eine Männer- und eine Frauengruppe - beide aus der gleichen Firma - sollen sich (ausgerüstet nur mit Kompass und Karte) 3 Tage durch die Wildnis schlagen. Am 4. Tag sollen alle wieder wohlbehalten zurück sein. Doch von der Frauengruppe kommen nur 4 statt 5 Frauen zurück. Und die fünfte Frau ist ausgerechnet die Kontaktperson von Falk. Sie sollte ihm Informationen über Geldwäscheaktivitäten liefern, die in dieser Firma vorkommen. Und bewiesen werden müssen.

Wurde die Frau bedroht? Oder beseitigt? Wusste jemand, dass sie Informationen weitergab? Oder hat ein Serienmörder aus früheren Zeiten, der in dieser Gegend aktiv war, einen Nachfolger gefunden?
Wo ist die Hütte, in der die Frauen zwischendurch Schutz gesucht hatten, als sie vom Weg abgekommen waren? Diese Hütte scheint keiner der Park-Ranger zu kennen. Was ist passiert?

Die Geschichte wird abwechselnd in zwei Ebenen erzählt. Einmal die Ebene der Ermittlungen, die am 4. Tag beginnen. Und einmal beim Trecking. Wobei jede der Frauen und ihr Verhältnis zueinander beschrieben werden. Die Charakterzeichnungen sind prägnant und vielschichtig und realistisch. Und zeigen nebenher viel vom gesellschaftlichen Leben in Australien. Die Kapitel sind recht kurz - und werden gefühlt zum Ende hin immer kürzer. Das erhöht die Spannung.

Und spannend ist das Buch. Obwohl ich es eher als Krimi einordnen würde und nicht als Thriller. Es gibt keine Massen an Todesfällen - aber man steht gefühlt immer kurz davor. Die Spannung baut sich vor allem psychologisch auf. Als Leser fiebert und leidet man mit. Und wird sich danach wahrscheinlich so schnell nicht wieder in einen dunklen, undurchdringlichen Wald wagen.

Ich bin jetzt schon gespannt auf die weiteren Fälle von Aaron Falk. Und auf seinen weiteren persönlichen Werdegang. Denn auch das gehört für mich zu einem gelungenen Krimi: Die Entwicklung der Ermittler und ihres Umfeldes. Und nebenher erfährt man in diesem Buch ein wenig über die Personen aus dem ersten Band - ohne, dass zu viel verraten wird.

Also: Lesen! Am besten beide Bände hintereinander. Aber Vorsicht: Die Nächte könnten schlaflos werden.