Solider Thriller mit Verbesserungspotenzial

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
pusteblume11 Avatar

Von

Fünf Frauen werden von ihrer Firma für eine Teambuilding-Maßnahme ausgewählt. Diese führt sie auf eine mehrtägige Wanderung durch den australischen Busch. Als Tage später nur vier der Frauen zurückkehren, stellt sich die Frage, was mit Alice, der fünften Frau, passiert ist. Für den Ermittler Falk und seine Kollegin, die gegen die Firma wegen Geldwäsche ermittelt und Alice als Informantin gewinnen konnte, ist es von großer Bedeutung Alice lebend zu finden.

Die Geschichte wird abwechselnd auf zwei Ebenen erzählt. Einmal wird erzählt, was passiert, nachdem nur vier Frauen statt fünf zurückkehren. Dazwischen kommen immer wieder Rückblende-Kapitel, in denen es darum geht, was auf der Wanderung zwischen den Frauen geschehen ist. Normalerweise ist so eine Erzählweise ziemlich spannend, da jedes Kapitel mit kleinen offenen Fragen enden. Leider hat dieses Konzept hier nicht ganz funktioniert, da es meiner Meinung nach den Lesefluss gestört hat. Beispielsweise wird gerade eine atmosphärische, spannende Stimmung in der Wildnis aufgebaut, die aber gleich wieder verstört wird, weil das nächste Kapitel wieder in der Gegenwart spielt. Somit kommen wir auch zu den größten Problem bei diesem Buch. Es fehlt leider insgesamt an Spannung. Nach der Leseprobe habe ich etwas mehr Nervenkitzel, Grusel und beklemmende Atmosphäre erwartet. Aber die Handlung plätschert meistens vor sich hin, ohne große Höhepunkte. Zumindest kann ich dem Buch keine Vorhersehbarkeit vorwerfen und ich war sehr froh, dass es nicht in eine blutrünstige, eklige Richtung ging. Ich habe sehr lange Zeit nicht geahnt, wohin die Reise bezüglich Alice geht.
Die Charaktere sind insgesamt ganz gut gelungen. Interessanterweise sind alle fünf Frauen sehr unsympathisch, aber man kann sie gut von einander unterscheiden, da sie doch sehr unterschiedlich dargestellt sind. Jede von ihnen hat eine eigene Persönlichkeit bekommen, mal mehr, mal weniger tief ausgearbeitet. Die beiden Ermittler dagegen sind sympathisch und irgendwie sehr normal, was mal erfrischend war. Leider sind in Thriller/Krimis die Ermittler oft fast genauso mit Problemen und Persönlichkeitsstörungen belastet wie die Täter, die sie jagen. Hier aber gab keine Drogen/Alkohol- oder sonstige Probleme, die die Ermittlungen erschweren und von der Haupthandlung ablenken.
Der Schreibstil ist prägnant, nüchtern, klar. Die Sätze sind kurz, einfach und unverschnörkelt. Und dennoch wurde das Setting, der australische Busch, sehr bildhaft und atmosphärisch dargestellt.
Die Grundidee und das Setting des Thrillers haben mir wirklich gut gefallen, aber die Umsetzung ist insgesamt ganz solide, aber auch in vieler Hinsicht nur mittelmäßig. Man hätte aus den Ideen und dem tollen Handlungsort mehr herausholen können. Vor allem hätte man die Handlung spannender machen und der ganzen Sache auch generell mehr Tiefe und Komplexität verleihen können. Von mir gibt es knappe drei Sterne.