Spannend, aber anders als erwartet

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jaylinn Avatar

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Allgemeines:

Jane Harper ist Journalistin beim Herald Sun. Sie lebt in Melbourne. Mit ihrem ersten Thriller Hitze gewann sie den wichtigsten britischen Krimipreis, den „Gold Dagger“. Die Filmrechte hat Reese Whitherspoon gekauft. Ins Dunkel ist Harpers zweiter Thriller, der auf Deutsch zeitgleich mit Hitze am 24. Juli 2018 bei Rowohlt erschien. Ins Dunkel wurde als Paperback veröffentlicht und umfasst 413 Seiten.

Inhalt:

„Fünf Frauen unternehmen eine Wanderung durch den australischen Busch, organisiert von ihrer Firma, ausgerüstet nur mit Kompass und Landkarte.

Tage später kommen nur vier von ihnen zurück.

Aaron Falk, Ermittler der australischen Polizei, muss die vermisste Alice Russell unbedingt finden. Sie ist seine Informantin bei einem Unternehmen, das unter dem Verdacht der Geldwäsche steht. Alice kennt nicht nur die Machenschaften der Firma, sondern auch die dunklen Geheimnisse ihrer Kolleginnen, mit denen sie unterwegs war. Die Wildnis ist unerbittlich, lange wird Alice hier nicht überleben. Doch die wahre Gefahr droht von ganz anderer Seite …“ (Quelle: Rowohlt)

Meine Meinung:

Eher durch Zufall bin ich auf das erste Buch Hitze von Jane Harper gestoßen. Gefallen hat es mir hauptsächlich wegen des schrulligen und eigenwilligen Ermittlers Aaron Falk. Hitze ist zudem kein typischer Thriller, sondern eher ein psychologischer Roman, der das Leben in einer Kleinstadt geradezu seziert. Nichts ist wie es scheint. Daher war ich sehr gespannt auf das zweite Buch Harpers Ins Dunkel, denn wieder ermittelt Federal Agent Aaron Falk in Zusammenarbeit mit seiner durchaus charmanten Kollegin Carmen, die ihn manchmal besser zu kennen scheint als er sich selbst. Die beiden ergänzen sich wunderbar. So weit, so gut. Ins Dunkel ist zwar auch ein gekonnt geschriebener psychologischer Thriller, allerdings völlig anders gemacht als Hitze. Aaron und Carmen stehen nicht so stark im Fokus, sie sind sozusagen nur der rote Faden, der alles zusammenhält. Beide arbeiten weiterhin im Ressort der australischen Steuerfahndung, geraten aber, ebenso wie im ersten Band der Reihe, in einen völlig anderen Fall. Das sind aber auch schon die einzigen Gemeinsamkeiten beider Bücher.

Harper arbeitet mit Rückblenden, die inhaltlich nahtlos an die aktuellen Ereignisse anschließen. Dadurch kann der Leser seine Vermutungen und sein Wissen immer mit dem abgleichen, was wirklich geschah, aber ein kleiner Rest an Unwissenheit bleibt dennoch, das macht die Handlung so spannend. Man ist den Ermittlern zwar ein wenig voraus, weiß aber ebenso wenig wie sie, wie alles tatsächlich zusammenhängt.

Die Handlung als solche ist zunächst nicht spektakulär: Ein Team von Arbeitskollegen soll zum Survivaltraining in die „Wildnis“, um die Teamfähigkeit zu stärken. Das ist in der heutigen Zeit ja sehr in Mode und somit nicht wirklich spannend. Dass jemand verschwindet, kommt sicherlich auch des Öfteren vor. Spannung entsteht erst an den Stellen, an denen man mehr über die Protagonisten erfährt, denn so merkt man relativ schnell, dass doch mehr hinter der Sache steckt als zunächst vermutet. Harper gibt auf diese Weise einen durchaus realistischen Einblick in die Welt der geglätteten Fassaden, hinter denen Schicksale stecken, wie man sie nicht vermutet, denn alles soll schön vertuscht werden und nach außen hin makellos sein. Harper zieht an vielen Enden: an der Männer-Frauen-Schiene, dem Neid, der Rechthaberei, der vermeintlichen Solidarität, … . Die Figuren entwickelt sie gekonnt weiter und man muss so manches Mal seine Meinung über die Protagonisten revidieren.

Im Klappentext heißt es „Grausamer als die Natur ist nur der Mensch“. Nach dem Lesen dieses Buches kann man dem nur zustimmen: Dieses Überlebenstraining deckt schonungslos auf!

Fazit:

Spannend, aber anders als erwartet. Ich hätte lieber ein Buch gelesen, in dem Aaron und Carmen eine größere Rolle spielen. Aber vielleicht geschieht das ja in etwaigen Folgebänden. Ansonsten ist Ins Dunkel ein gut gemachter Thriller.