Trekkingtour ins Ungewisse

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herbstrose Avatar

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Wie jedes Jahr veranstaltete die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BaileyTennants aus Melbourne mit ihren Angestellten eine mehrtägige Survival-Trekkingtour in die Wälder des Giralang-Massivs. Sie sollte der Teambildung dienen und wurde in zwei Gruppen, fünf Männer und fünf Frauen, eingeteilt, die sich auf verschiedenen Wegen nach vier Tagen wieder treffen sollten. Was wie eine normale Wanderung begann wird bald zum Horrortrip, als die Frauengruppe vom Weg abkommt und sich in den unwegsamen Wäldern, in denen sich vor Jahren ein Serienmörder umtrieb, verirrt. Um Stunden verspätet tauchen vier von ihnen, verletzt und völlig erschöpft, am vereinbarten Treffpunkt auf – eine jedoch fehlt, Alice Russell. Wo ist sie? Was ist mir ihr geschehen? Eine großangelegte Suche beginnt, an der sich auch Aaron Falk, Ermittler der australischen Finanzpolizei, und seine Kollegin Carmen Cooper beteiligen. Sie müssen die Vermisste unbedingt finden, denn Alice Russell ist ihre geheime Informantin in einem Fall von Geldwäsche. Hat ihr Verschwinden vielleicht damit zu tun? Allen ist klar, dass sie in dieser Wildnis ohne Wasser und Nahrung nicht lange überleben kann …

Die Autorin Jane Harper wurde 1980 in Manchester (England) geboren. Als sie acht Jahre alt war zog ihre Familie nach Australien, wo sie in einem Vorort von Melbourne lebten und die australische Staatsbürgerschaft annahmen. Später ging die Familie zurück nach England, wo sie dann an der Universität von Kent Englisch und Geschichte studierte und als Journalistin arbeitete. 2008 zog sie zurück nach Australien, arbeitete dort für die „Herald Sun“ und absolvierte einen Lehrgang über das Schreiben von Romanen. Seither schreibt sie Thriller, für die sie bereits ausgezeichnet wurde und den „Gold Dagger“, den wichtigsten Krimipreis Großbritanniens, erhielt. Jane Harper ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt in Melbourne.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr ansprechend, angenehm lebendig, flüssig und leicht zu lesen. Nach einem etwas schleppenden Anfang gewinnt der Thriller „Ins Dunkel“ mehr und mehr an Fahrt und die Dramatik und das Grauen steigern sich kontinuierlich. Die einzelnen Akteure sind gut ausgearbeitet. Man lernt Aaron Falk als schweigsamen, einsilbigen Ermittler kennen, während seine Kollegin Carmen Cooper aufgeschlossener und gesprächiger ist. Auch den fünf Frauen kommt man im Laufe des Geschehens näher, lernt sie besser kennen und kommt nach und nach hinter ihre düsteren Geheimnisse.

Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt, die geschickt ineinander verknüpft sind. Man ist abwechselnd mit den Frauen auf Wanderung, ist dabei als sie sich verlaufen, fühlt die steigenden Spannungen zwischen ihnen, spürt ihre Angst und die Panik, die immer mehr um sich greift, und erlebt hautnah ihren verzweifelten Kampf ums Überleben in diesen undurchdringlichen Wäldern. Dazwischen erfährt man aus Sicht des Ermittlers Aaron Falk seine Probleme, dass er ohne die Vermisste seine brisanten Informationen nicht beschaffen kann. Auch wird man immer wieder über den neuesten Stand der Suchtrupps und über die Ergebnisse der Befragung der anderen Trekkingtour-Teilnehmer informiert. Dadurch ist der Leser den Ermittlungen stets einen Schritt voraus und kann über das weitere Geschehen spekulieren, ohne jedoch auf eine vernünftige Erklärung zu kommen. Man hat viele Vermutungen was mit Alice passiert sein könnte, was die Spannung zwischendurch ins Unerträgliche steigert. Läuft in den Wäldern ein Mörder rum, oder hat sie die Gruppe freiwillig verlassen? Man tappt wirklich bis zum Schluss im Dunkeln und wird von der Auflösung tatsächlich überrascht.