Zu viele Nebengeschichten lenken ab

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
leseclau Avatar

Von

Die Ausgangssituation ist spannend. Eine Männer- und eine Frauengruppe müssen sich mehrere Tage allein durch die Wildnis schlagen. Was als Teambuilding-Maßnahme geplant ist, endet im Desaster. Denn im Gegensatz zur Männergruppe kommt die Frauengruppe dezimiert und am Ende ihrer Kräfte zurück. Etwas Furchtbares muss passiert sein.
Neben der lokalen Polizei beteiligen sich auch Carmen und Falk von der Steuerfahndung an der Suche nach der verschwundenen Alice. Schließlich ist diese eine wichtige Informantin für sie.
Was mir gut gefällt:
Die Handlung wird in zwei Strängen erzählt und trifft sich irgendwann im hier und jetzt. Carmen und Falk rollen den Fall von hinten auf, während die Wanderung chronologisch erzählt wird. Dadurch lösen sich viele Halbwahrheiten der beteiligten Frauen, die jeweils selber nur einen Ausschnitt der Tragödie kennen, nach und nach auf. Die Gruppendynamik in der Frauengruppe ist beachtlich. Jede kennt jede, teilwiese schon viele Jahre. Offen bleibt, wieso gerade diese Frauen miteinander unterwegs sind. Spannend und für mich das Highlight des Buches ist, was jede Einzelne der anderen zutraut, wie permanent intrigiert wird und wie die Handlungen auf Basis von Vermutungen ausgeführt werden.
Was mich stört:
Nachdem jede der Frauen schon eine reichlich komplexe eigene Geschichte hat, sind mir die Privatgeschichten von Falk und Carmen zu viel. Auch ihre Fast-Romanze erhöht die Spannung nicht, sondern wirkt für mich ablenkend. Am Ende des Buches habe ich mich zunehmend auf die echten Erlebnisse der Frauengruppe gefreut und die Carmen/Falk-Sicht eher sehr schnell gelesen.
Die Verbindungen zwischen den Frauen sind mir etwas zu abstrus. Hier wäre weniger mehr gewesen. Lieber hätte ich etwas mehr über die einzelnen Persönlichkeiten erfahren. Bei mir ist leider keine Bindung zu den Protagonisten entstanden. Dadurch konnte mich das Schicksal von Alice leider nicht fesseln.