Beerboarding - Mord unter Caspar David Friedrichs Himmel

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Pierce Brosnan kennt sich aus mit Waterboarding. Als Darsteller des berühmtesten Spions seiner Majestät, wurde er mit dieser Foltermethode bekannt gemacht. James Bond hat natürlich überlebt. Nicht so der Gerichtsvollzieher aus dem idyllischen Dorf Storchwinkel. Harry Bornwasser, seines Zeichens Gerichtsvollzieher der schon zu Lebzeiten in dem Ruf stand, den Hals nicht voll zu kriegen, liegt tot unter einem tropfenden Bierfass. Tragisches Unglück oder Mord: »Der Mann hat sich unter das Fass gelegt, um das Bier zu probieren, das er beschlagnahmen wollte. Leider überschätzte er sein … Fassungsvermögen. Betrunken, wie er war, wollte er wieder hochkommen, stieß mit der Stirn gegen den eisernen Zapfhahn, prallte zurück und fiel mit dem Kopf auf den Steinfußboden. Bewusstlos lag er da, wie ein Käfer auf dem Rücken. Das Bier ist immer weiter in seinen offenen Mund gelaufen, und so ist er schlicht … ertrunken. Das nenne ich mal einen ungewöhnlichen Abgang. So etwas hat die Welt noch nicht gesehen.« Kommissar Hartung scheint die Lösung des Falles schon gefunden zu haben, als ihn die Patriarchin des Ortes aufklärt: »Unsinn, junger Mann. Was hier passiert ist, nennt sich Water…«, Christabel Gerstenknecht hielt einen Moment inne, »Beerboarding – in diesem Falle selbstverschuldet.« Gut, dass Pippa Bolle vor Ort ist, um Licht ins Dunkel bzw. ins Bierfass zu bringen.

Aus dem Stehgreif fallen mir drei Autorenduos ein, die mit ihren Krimis ein stetig wachsenden Publikum begeistern. Kobr und Klüpfel mit ihrem "Kommissar Kluftinger". Borger und Straub mit wechselnden Fällen und Helden. Und Auerbach und Keller mit ihrer "Pippa Bolle". Die Serie um Pippa Bolle lässt sich mit den Fernsehkrimis um Pfarrer Braun vergleichen. Mord in immer neuen Gegenden. Reiseführer, Urlaubsplaner und spannende Lektüre in einem. Die bisherigen Fälle führten die sympathische Mittvierzigerin aus ihrer Heimat Berlin schon auf die Insel Schreberwerder, nach Stratford-on-Avon und in ein Anglerparadies nach Toulouse. Diesmal verschlägt es die belesene Übersetzerin in ein malerisches Dorf. "Storchwinkel ist ein Rundlingsdorf mitten in der Altmark.« Karin geriet ins Schwärmen. »Die Landschaft ist Erholung für die Seele: Caspar-David-Friedrich-Himmel über weiten Feldern, blitzblanke Dörfer und uralte Feldsteinkirchen.«

Was Pippas Freundin Karin so ins Schwärmen bringt, kann für alle Romane des erfinderischen Damenduos gelten. In "Pippa Bolle" Krimis schwelgt man. Immer spielt die Handlung inmitten einer herrlichen und geschichtsträchtigen Landschaft, immer wird gut und gerne gegessen, immer wird viel und eloquent gelesen und über das gelesene intelligent resümiert. Wer, wie ich, noch dazu im selben Alter der Titelheldin ist, wird einfach hingerissen sein. Vom Lebensgefühl, der natürlichen Neugier und dem Spaß am Erfinden immer neuer, noch fesselnderer Charaktere. Mal ehrlich: Eine mordende Gartenzwergproduzentin mit Bettie Davies Eyes im über neunzigjährigen Gesicht. Da läuft einem der wohlige Grusel ja schon nach dem Prolog den Rücken hinunter.