Lüttmanns lütte Lüd

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
botte05 Avatar

Von

„Pippas neuester Auftrag als Haushüterin führt sie in die beschauliche Altmark. Christabel Gerstenknecht, die fast hundertjährige Besitzerin einer Gartenzwergmanufaktur, will nicht allein sein und hat Pippa für zwei Wochen als Gesellschafterin engagiert.
Der Traum vom leichtverdienten Geld ist schnell ausgeträumt: Das tägliche Arbeitspensum der rüstigen alten Dame, ein mysteriöser Spökenkieker, ein Kommissar, der Pippas Hilfe benötigt, sowie Störche und Gartenzwerge auf Wanderschaft halten Pippa rund um die Uhr auf Trab. Und dann gibt es auch noch einen Toten: Wieder einmal ist Pippas Spürnase gefragt.“ - Zitat Buchrücken

3L, Lüttmanns Lütte Lüd, ist der größte (und fast einzige) Arbeitgeber im Storchendreieck. In ihrer Funktion als Besitzerin dieser Gartenzwergmanufaktur übt Christabel Gerstenknecht ein strenges Matriarchat aus. Wenn Pippa sich vorgestellt hatte, ein bisschen eine ältere Dame im Rollstuhl hin- und herzuschieben, zwischendrin ein wenig vorlesen und dann mal was Leckeres futtern, um dann einen wohlverdienten, geruhsamen Feierabend zu verleben, dann hat sie sich gründlich geirrt. Frau Gerstenknecht ist ungeachtet ihrer beinahe 100 Jahre agil, tatkräftig und neugierig. Und auch gerne immer dabei, wo was los ist.

Es ist ein beschauliches Leben hier in der Region und die einzige Aufregung bietet in der Regel jedes Jahr die bevorstehende Ankunft des ersten Storches. Unmittelbar vor Pippa Bolles Eintreffen im Storchendreieck gibt es allerdings einen Toten. Es sieht zwar nach Unfall aus, dieser Eindruck könnte jedoch auch täuschen. Als Pippa eintrifft, findet gerade die Beerdigung des Verstorbenen statt und das ganze Dorf ist auf den Beinen. Dank - eher ungewohnten - Schweigens wird Pippa als unterstützende Polizistin identifiziert und befindet sich mittendrin in den Ermittlungen. Als dieses Missverständnis geklärt wird, ist der diensthabende Beamte Seeger ihr nicht wirklich böse; er benötigt sie als „Ohr im Dorf“. Nachdem auch Christabel Gerstenknecht sie als ihre Sicherheitsbeauftragte vorstellt, ist Pippa die Anlaufstelle für alle, die irgendetwas zu sagen haben oder eben auch nicht. Denn Manches, was gerade nicht gesagt wird, kann durchaus sehr wichtig sein…

„Ins Gras gebissen“ ist ein etwas anderer Krimi, so wie Pippa Bolle eine „ziemlich andere“ Detektivin darstellt. Dank ihrer unbändigen Neugier, ihren „großen Ohren“ und wenig Scham, auch mal direkt nachzufragen, gelingt es ihr teilweise recht flott, an interessante und auch brauchbare Hinweise zu gelangen. Aber wer nun im Storchendreieck mordend umherstreift, will sich ihr über lange Strecke auch nicht wirklich erschließen. Es gibt diverse Zwistigkeiten untern Nachbarn, Rangeleien um die Rangfolge bei 3L, den Plan einer Zusammenlegung der drei Dörfer unter eine Samtgemeinde mit nur einem Bürgermeister, ein umstrittenes Bauvorhaben auf der grünen Wiese, Schatten der Vergangenheit über dem Dorf… Alles Gründe, die auch einen Mord „erfordern“ könnten.

Die Autorinnen Auerbach & Keller haben mir ein Buch an die Hand gegeben, welches mich gut unterhalten hat und dabei so verstrickt konzipiert ist, dass auch mir Hobbydetektiv recht lange der Mörder verborgen blieb. Wer einen Kriminalroman mit alternativem Humor etwas abgewinnen kann, wird gerne Pippa Bolle begleiten.

Rezension: Auerbach & Keller, Ins Gras gebissen, Krimi, List, Taschenbuch, 464 Seiten, 8,99 €, Erscheinungsdatum: 12.07.2013