Wenn die moralische Sonne tief steht,werfen selbst Zwerge lange Schatten

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Im Roman "Ins Gras gebissen" begleitet der Leser zum vierten Mal die Titelheldin des Autorenduos Auerbach&Keller Pippa Bolle auf einer Reise bei der erneut deren kriminalistischer Spürsinn gefragt ist.

Pippa Bollle, die bisher immer als Amateurin Häuser hütete, hat sich entschieden dieses "Hobby" zum Zweitberuf zu machen. Allein von ihren Übersetzungen kann sie nicht kontinuierlich ihren Lebensunterhalt bestreiten. Doch noch bevor sie gemeinsam mit dem Sohn ihrer besten Freundin und den anderen Bekannten aus Transvaalstraße in Berlin ihre Web-Seite fertig gestellt hat, erreicht sie per Brief ihr erster Profi-Auftrag. Christabel Gerstenbach, die fast hundertjährige Besitzerin einer Gartenzwergmanufaktur in der Altmark, bittet Pippa nicht nur darum ein Haus, sondern auch sie zu hüten, da ihr Stiefsohn und ihre Haushälterin zeitgleich auf Reisen gehen. Zunächst will Pippa absagen, da sie eigentlich einen andern Auftrag hat. Doch ihre Freunde drängen sie anzunehmen, denn das Angebot ist wirklich lukrativ. Und so macht sich Pippa auf den Weg nach Storchenwinkel, einem der drei Orte,die zum sogenannten Storchendreieck gehören. Zum Zeitpunkt ihrer Anreise ahnt Pippa nicht, dass auch diesmal wieder ihre kriminalistische Spürnase gefragt ist, denn kurz zuvor gab es einen mysteriösen Todesfall. Der Gerichtsvollzieher der drei Orte ist in der Dorfkneipe unter dem offenen Zapfhahn eines Bierfasses "ertrunken". Mord oder Unfall, diese Frage stellt man sich nicht nur bei diesem Todesfall und Pippas Neugier ist schnell geweckt, vorallem als ihr klar wird, dass es nicht nur um vergangene Todesfälle geht und sich auch sonst viele Geheimnisse hinter der idyllischen Fassade der drei Altmarkdörfer verbergen...

Auch im neuen Pippa Bolle-Roman wird der Leser zunächst von einer langen Auflistung von Personen zu Beginn des Romanes begrüßt. Diese große Anzahl an Beteiligten beeindruckt zunächst, doch gelingt es den beiden Autorinnen schnell und gut ein Bild der verschiedenen Charaktere zu zeichnen, so dass es (meist) schnell gelingt, die verschiedenen Personen zu unterscheiden und zu zuordnen. Die Beschreibung der einzelnen Bewohner der Altmark und auch der anderen Beteiligten glänzt dabei mit viel Charme, Humor und Detaillreichtum. Selbst unangenehme Personen werden charmant uncharmant beschrieben und im Kopf des Lesers entsteht ein sehr umfassendes Bild einer kleinen,unfeinen und feinen Dorfgemeinschaft. Besonderen Wert legen die Autorinnen außerdem auf die sehr bildhafte Beschreibung der Altmark und erneut gelingt es ihnen, die Landschaft und die Orte so darzustellen, dass das Gefühl entsteht, man steht direkt mit dem Füßen im Matsch des Vogelschutzgebietes. Alles in allem ist der Roman flüssig und leicht zu lesen und der Leser fühlt sich schnell als Teil der Geschichte.In diesem vierten Band der Reihe gibt es schon sehr früh den ersten Toten und Pippa ist schnell Teil der Ermittlungen und dennoch ist auch dies, trotz all der menschlichen Abgründe,die sich auftun, ein sogenannter "gemütlicher" Krimi, der mit wenig Blutrünstigkeit auskommt und doch einen Spannungsbogen hat. Den oder die Täter zu ermitteln fällt dem Leser genau so schwer wie Pippa, doch am Ende führt alles zu einer logischen Auflösung.

Ich habe alle bisherigen Pippa-Bände gerne gelesen und habe mich deshalb sehr auf diesen vierten Band gefreut. Ich wurde nicht enttäuscht, eher im Gegenteil. Dieser Krimi gefällt mir genau so gut, wie "Unter allen Beeten ist ruh", wobei ich die beiden anderen Bände nur minimal weniger gut fand (ja, ich bin ein Pippa Bolle-Fan ;) ). Ich mag einfach die Art, wie Auerbach&Keller Orte und Personen beschreiben und bin beeindruckt, wie es ihnen jedes Mal gelingt, mich an jedem neuen Ort und mit neuen Charakteren gefangen zu nehmen. Und trotzdem ist jedes Buch ein bißchen anders. In diesem Fall gibt es - bisher eher unüblich-schon früh den ersten Toten und es ist schnell klar, dass Pippa diesmal vorallem wegen ihrer Beteiligung an den Ermittlungen früherer Todesfälle an den Ort des Geschehens eingeladen wurde. Dies ließ mich früh einen Spannungsbogen erkennen und es fiel mir schwer, dass Buch aus der Hand zu legen. Offensichtlich haben die Autorinnen außerdem eine enge Beziehung zur Altmark, welche man in ihren verfassten Zeilen deutlich spürt. Die Lesefreude wird auch nicht dadurch geschmälert, dass auch ein dunkler Bestandteil der deutsch-deutschen Trennung Bestandteil dieses Krimis ist.

Für mich war dieser Krimi einfach wieder ein Lesegenuss und ich hoffe sehr, dass die Autorinnen noch weitere Lieblingsorte haben, an denen Pippa auf gewohnte Weise ermitteln kann. 

Für alle, denen die Vorgängerromane gut gefallen haben, spreche ich eine klare Empfehlung aus. Aber auch Leser, die einfach einen ein bißchen lustigen, urigen und gemütlichen Krimi lesen wollen, werden an diesem Buch gefallen finden. Ich glaube man muß die Vorgängerromane nicht unbedingt kennen, um der Handlung folgen zu können, aber da sich das Lesen dieser Bände auf jeden Fall lohnt, lohnt sich auch die Überlegung, ob man nicht doch mit Band eins anfängt....

Frau Auerbach, Frau Keller, Pippa: Knorke der 4.!! :)