Der tiefe Fall einer Tennislegende

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buecherfan.wit Avatar

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In seinem autobiografischen Buch “Inside“ gewährt Boris Becker dem Leser Einblick in sein Inneres und das Leben in zwei berüchtigten englischen Gefängnissen. Angeklagt war Becker in 24 Punkten, verurteilt wurde er letztlich wegen vier Insolvenzvergehen zu 30 Monaten Gefängnis. Im schlimmsten Fall hätten es sieben Jahre werden können. Nach sieben Monaten wurde seinem Antrag auf Abschiebung stattgegeben. Im Gefängnis hat er Zeit genug, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, sich einzugestehen, dass er Fehler gemacht und auf schlechte Berater gehört hat. Er weiß, dass er nicht anderen die Schuld an dem geben kann, was passiert ist. Alles begann am 7. Juli 1985, als der 17jährige Boris als jüngster Spieler aller Zeiten Wimbledon gewann. Er wurde zu früh berühmt und sehr reich. Als er insolvent wurde, hatte er stolze 60 Millionen Schulden.
Becker beschreibt, wie er im Gefängnis überlebt, neue Freunde gewinnt und nach einiger Zeit im Fitnessraum trainieren und am Stoizismus-Kurs teilnehmen darf. Er betreut zum Schluss sogar selbst Häftlinge und gibt ihnen Ratschläge für ihr gegenwärtiges und künftiges Leben. Er zeigt Resilienz genauso wie die Entschlossenheit, nach der Entlassung einen radikalen Neubeginn zu wagen. Eine große Hilfe war ihm seine Familie, vor allem seine Söhne aus der Ehe mit Barbara Becker sowie seine Partnerin Lilian, die seine dritte Ehefrau wird. Seine Schilderung enthält ausführliche Beschreibungen von berühmten Matches, unterbrochen von Briefen seiner Fans und Freunde. Einige Seiten mit Fotos aus seinem Leben ergänzen die Darstellung.
Mir hat “Inside“ gut gefallen. Ich habe damals Beckers Karriere in der Presse und im Fernsehen verfolgt und zum Beispiel auch die Überragung seines ersten Wimbledonsieges im Fernsehen gesehen. Sein Buch ist eine lesenswerte Geschichte vom Überleben nach einem tiefen Fall.