Ein Leben zwischen ganz oben und ganz unten

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geschwaetz Avatar

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Boris Becker war 17 Jahre jung als er 1985 in Wimbledon zum ersten Mal das berühmteste und eines der vier größten Tennisturniere gewann. Er war eine Zeit lang einer der bekanntesten deutschen Personen und wurde weltweit ein Star. Er war 1991 die Nummer eins auf der ATP-Weltrangliste. 1999 beendete er seine Profikarriere. Danach versuchte er, als Geschäftsmann Geld zu verdienen. In all den Jahren seit seinem frühen Sensationserfolg, stand er unter ständiger Beobachtung der Presse und sonstiger Medien.
Es wurde nicht nur über sein Privatleben berichtet, sondern 2022 auch über seine Insolvenz, das Gerichtsverfahren und seine Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe.
Nach der Entlassung hat sich Boris Becker entschieden, zusammen mit dem britischen Journalisten und Autor Tom Fordyce in „Inside – Gewinnen, verlieren, neu beginnen“ über seine Zeit und seine Erlebnisse in den englischen Gefängnissen zu berichten.
In relativ kurzen Kapiteln wird abwechselnd aus der Gefängnisperspektive und seinen Erinnerungen an Situationen während Tennis-Matches und an Tennis-Kollegen erzählt, was als Stilmittel gedacht ist, um Spannung aufzubauen und zu halten, oft aber zu sprunghaft wirkt.
Während der Haft behilft er sich mit dem, was er als Tennisspieler an strategischem Denken und Handeln gelernt hat, um es auf die Situation dort anzuwenden und sich im Gefängnisalltag zurechtzufinden.

Boris Becker erzählt flüssig, verständlich und unterhaltsam. Er ist ehrlich und selbstkritisch und spart auch seine Eitelkeiten und Fehler nicht aus.
Mit den Rückblicken zu Turnieren und Spielern aus vergangenen Zeiten, fühlte ich mich sehr wohl, weil ich seit damals viele Fernsehübertragungen gesehen habe. Wenn man sich nicht für den Tennissport interessiert und sich darin nicht auskennt, wird man sich phasenweise wahrscheinlich etwas langweilen.
Dieses Buch ist empfehlenswert, auch wenn sich inhaltlich und in der Wortwahl leider einiges wiederholt und es hier und da sich widersprechende und nicht ganz glaubhafte Aussagen gibt.
Diese - natürlich subjektiven – Schilderungen in „Inside“ vermitteln uns Lesenden einen Eindruck vom emotionalen Auf und Ab des Menschen Boris Becker und vervollständigen das Bild, dass wir von ihm haben.