Großes Tennis

2022 wird Boris Becker zu 30 Monaten Haft in einem englischen Gefängnis verurteilt. Bis dahin lebt er ein Ausnahmeleben als Sportler, Prominenter, Trainer und Kommentator - ein Leben mit dem ein Normalbürger kaum in Berührung kommt. Wie konnte es zu dieser Verurteilung kommen? In abgesetzten Passagen schildert Becker wie ein Jugendlicher auszog, um ganz Deutschland zu begeistern. Er wird geliebt, bejubelt und man sonnt sich in seinem Antlitz. Dieser Jugendliche hat aber vielleicht noch nicht das gelernt, was er braucht, um ein reifer Erwachsener zu sein. Statt Verantwortlichkeit, Alltagstauglichkeit und Fürsorge für sich selbst, setzt er eine Maske auf, drängt seine Gegner beiseite, sucht nach dem nächsten Kick und bedient sein Ego. Er lernt, dass nur sein Name genügt, um die Kasse klingeln zu lassen und überlässt die wichtigen Arbeiten Anderen. Er lebt in Extremen bis ihm Grenzen auferlegt werden. Und spürt, dass all das, was ihm auf dem Tenniscourt geholfen hat, der Grund ist, warum er im wahren Leben nicht glücklich wurde.
Boris Becker und der Schriftsteller Tom Fordyce haben ein unterhaltsamesund bewegendes Buch geschaffen. Wer hier Trash erwartet, wird nicht fündig. Stattdessen führt es in den Tennis-Zirkus der 80er und 90er und das Gefängnisleben der Gegenwart bei denen sich einige Parallelen auftun. Erzählerisch bleibt der Leser eng bei der Person Boris Becker oder zumindest dem, was er darstellen möchte. Am Ende bleibt die Frage: Was ist wichtig im Leben? Was hilft mir in diesem Wahnsinn zu überleben? Und da wird Boris doch wieder ein Normalo...