Sehr ehrlich
"Inside" von Boris Becker habe ich mit einer Mischung aus Neugier, Skepsis und Respekt gelesen. Becker öffnet hier tatsächlich Türen, die man sich sonst kaum vorstellen kann: von der Tenniskarriere mit schillerndem Ruhm bis in die nüchterne, brutale Realität des Gefängnisalltags. Besonders beeindruckt hat mich, wie direkt er über seine Fehler spricht, ohne dabei in Selbstmitleid zu verfallen. Die Passagen über die Härte des Haftlebens, aber auch über neue Freundschaften und den Wert von Resilienz, haben mich zum Nachdenken gebracht. Sprachlich bleibt das Buch eher schlicht, dafür aber nahbar und authentisch. Meine kleine Kritik: An einigen Stellen hätte ich mir noch mehr Tiefgang in der Reflexion gewünscht – manchmal kratzt er nur an der Oberfläche. Trotzdem: ein bewegendes, ehrliches Buch, das zeigt, wie schmal der Grat zwischen Glanz und Absturz sein kann.