Gewohnt anders

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julieellen Avatar

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Sally Rooneys Roman "Intermezzo" überzeugt erneut mit ihrer charakteristischen, introspektiven Erzählweise. Die Geschichte entfaltet sich leise, aber intensiv, getragen von den komplexen inneren Welten ihrer Figuren. Es dauert eine Weile, ehe man sich in die Charaktere hineinversetzten kann und ihr Handeln nachvollziehbar wird. Wie schon in ihren früheren Werken verzichtet Rooney auf wörtliche Rede, was auch hier eine gewisse Distanz schafft und den Lesefluss anfangs erschwert. Dennoch gelingt es ihr, Emotionen und Konflikte eindringlich zu vermitteln – gerade durch die feine psychologische Zeichnung der Charaktere. Die ruhige Handlung bietet viel Raum für Reflexion und wirkt lange nach. Insgesamt ist Intermezzo ein lohnenswerter Roman, der Rooneys Stil treu bleibt. Den Hype um die Autorin verstehe ich allerdings nicht so ganz und wird Rooney auch nicht gerecht. Ihre Erzählweise ist neu und ungewöhnlich, aber nicht jeder Roman ist ein neues Meisterwerk. Das wäre übermenschlich und genau das beweisen Ronneys Charaktere eindrücklich: Menschen sind schwer zu begreifen, haben Höhen und Tiefen, sind einzigartig aber eben ganz normal.