Neues von der Meisterin der authentischen Beschreibung zwischenmenschlicher Beziehungen
„Sprache passt nicht auf die Realität wie ein Steckspielzeug in eine vorgefertigte Aussparung. Die Wirklichkeit ist eine Sache, Sprache eine andere. Man muss vor allem mit sich selbst übereinkommen, nicht zu viel darüber nachzudenken.“ (S.286)
Sally Rooney hat es wieder getan - einen Roman über die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen geschrieben, der mich (mal wieder) durch seine präzise Beobachtung beeindruckt hat. Insbesondere die Darstellung der Auswirkungen von Trauer auf Beziehungen war für mich DAS beeindruckend sensibel dargestellte Motiv der Geschichte, das ich sehr gefühlt habe.
Trauernde in „Intermezzo“ sind vordergründig Peter und Ivan, beide Brüder, die erst kürzlich ihren Vater verloren haben. Doch auch die Frauen, deren Leben mit denen der Brüder verwoben ist, sind auf ihre Weise Trauerende.
Neben der Frage, wie Trauer und Liebe Beziehungen prägen, erkundet Rooney Fragen nach sozialen Erwartungen an (Liebes-)Beziehungen. Wer darf und kann wen lieben; und ist das abhängig von Alter, sozialem Status und Konventionalität der Beziehung?
Großes Talent Rooneys ist in meinen Augen das Schaffen authentischer, fehlerbehafteter, zerrissener und nicht unbedingt sympathischer Charaktere; die nicht immer nachvollziehbar handeln, die zuweilen patriarchale Muster reproduzieren, indem sie sich unterwürfig und abhängig zeigen. Doch dies unterstreicht für mich umso mehr deren Authentizität. Denn, wenn Menschen noch so hoch gesteckte ideelle Ziele haben... wer schafft es letztlich, diesen auch gerecht zu werden?
„Manchmal müssen Menschen perfekt sein, und sie können es nicht sein, und man hasst sie auf ewig, weil sie es nicht sind, obwohl es gar nicht ihre Schuld ist und auch nicht die eigene. Man braucht nur etwas von ihnen, was sie einem nicht geben konnten.“ (S.408)
Wer sich auf Feinheiten zwischenmenschlicher Beziehungen, kantige Charaktere, Schach, das Ausloten unkonventioneller Beziehungsmodelle und den Umgang mit Trauer einlassen mag, dem lege ich ‚Intermezzo‘ wärmstens ans Herz.
Lediglich das Ende konnte mich nicht so ganz überzeugen. Es war mir irgendwie zu glatt und letztlich nicht vollends glaubwürdig. Die Stärke liegt definitiv zwischen den Zeilen, nicht im Ende!
Dass man Sally Rooneys politische Position reflektiert betrachten sollte, will ich der Vollständigkeit halber erwähnen, aber hier nicht in den Vordergrund stellen. Es gibt verschiedene (gut auffindbare) Artikel, die es ermöglichen, sich hierzu zu informieren und sich ein eigenes Bild zu machen.
Sally Rooney hat es wieder getan - einen Roman über die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen geschrieben, der mich (mal wieder) durch seine präzise Beobachtung beeindruckt hat. Insbesondere die Darstellung der Auswirkungen von Trauer auf Beziehungen war für mich DAS beeindruckend sensibel dargestellte Motiv der Geschichte, das ich sehr gefühlt habe.
Trauernde in „Intermezzo“ sind vordergründig Peter und Ivan, beide Brüder, die erst kürzlich ihren Vater verloren haben. Doch auch die Frauen, deren Leben mit denen der Brüder verwoben ist, sind auf ihre Weise Trauerende.
Neben der Frage, wie Trauer und Liebe Beziehungen prägen, erkundet Rooney Fragen nach sozialen Erwartungen an (Liebes-)Beziehungen. Wer darf und kann wen lieben; und ist das abhängig von Alter, sozialem Status und Konventionalität der Beziehung?
Großes Talent Rooneys ist in meinen Augen das Schaffen authentischer, fehlerbehafteter, zerrissener und nicht unbedingt sympathischer Charaktere; die nicht immer nachvollziehbar handeln, die zuweilen patriarchale Muster reproduzieren, indem sie sich unterwürfig und abhängig zeigen. Doch dies unterstreicht für mich umso mehr deren Authentizität. Denn, wenn Menschen noch so hoch gesteckte ideelle Ziele haben... wer schafft es letztlich, diesen auch gerecht zu werden?
„Manchmal müssen Menschen perfekt sein, und sie können es nicht sein, und man hasst sie auf ewig, weil sie es nicht sind, obwohl es gar nicht ihre Schuld ist und auch nicht die eigene. Man braucht nur etwas von ihnen, was sie einem nicht geben konnten.“ (S.408)
Wer sich auf Feinheiten zwischenmenschlicher Beziehungen, kantige Charaktere, Schach, das Ausloten unkonventioneller Beziehungsmodelle und den Umgang mit Trauer einlassen mag, dem lege ich ‚Intermezzo‘ wärmstens ans Herz.
Lediglich das Ende konnte mich nicht so ganz überzeugen. Es war mir irgendwie zu glatt und letztlich nicht vollends glaubwürdig. Die Stärke liegt definitiv zwischen den Zeilen, nicht im Ende!
Dass man Sally Rooneys politische Position reflektiert betrachten sollte, will ich der Vollständigkeit halber erwähnen, aber hier nicht in den Vordergrund stellen. Es gibt verschiedene (gut auffindbare) Artikel, die es ermöglichen, sich hierzu zu informieren und sich ein eigenes Bild zu machen.